Erste Filme in den Sonderprogrammen des 32. Filmfest Dresden: Auf den Spuren des Unsagbaren

Dana -
Kampagnenmotiv 2020 © Filminitiative Dresden e. V.
Kampagnenmotiv 2020 © Filminitiative Dresden e. V.

Vom 21. bis 26. April lädt das 32. Filmfest Dresden erneut filmbegeisterte Zuschauer*innen und interessiertes Fachpublikum zu einem spannenden Programm der besten Kurzfilme aus aller Welt in die sächsische Landeshauptstadt ein. Über die erstmalig genutzte Plattform Shortfilmdepot erreichten die Auswahlkommissionen über 2.900 Einreichungen für den Nationalen und Internationalen Wettbewerb, darunter 1.883 Spielfilme, 507 Animationsfilme, 216 Experimentalfilme und 299 Dokumentarfilme. In diesem Jahr werden in den Wettbewerben erneut Preisgelder im Gesamtwert von über 67.000 Euro vergeben. Das vollständige Programm gibt das Team um Festivalleiterin Sylke Gottlebe am 24. März in der Schauburg bekannt. 

Schwerpunkt Trauma in den Sonderprogrammen

Abseits der Wettbewerbe stehen bereits erste Titel in den Sonderprogrammen fest und geben einen Ausblick auf die 32. Festivalausgabe. Unter dem Titel „Nachbilder – Spuren des Traumas“ befassen sich hier mehrere Reihen mit der künstlerischen Umsetzung von traumatischen Ereignissen. Traditionell spiegelt sich der Fokus auch im aktuellen Festivalmotiv wider:

In diesem Jahr möchten wir in unserem Programm den inhaltlichen Schwerpunkt auf das Erzählen des Unsagbaren und das Zeigen des Unsichtbaren legen und fassen dies unter dem Begriff des Traumas, der Traumatisierung, aber auch der Traumaüberwindung zusammen,“ erklärt Festivalleiterin Sylke Gottlebe. „Unser neues Kampagnenmotiv greift diesen roten Faden bildlich auf: als gesplittertes Kaleidoskop der Eindrücke und Empfindungen.

Die Programmbeiträge legen Spuren von Traumata frei und laden zu Diskussionen ein: So setzen sich Christoph Girardet und Matthias Müller in ihrem mittlerweile 20-jährigen Gemeinschaftswerk mittels Found Footage mit dem Themenkomplex des Traumas auseinander. Das Filmfest Dresden präsentiert dazu ihr vielfach ausgezeichnetes Werk CUT (2013), der den menschlichen Körper als überhöht und fragil zugleich zeigt. Außerdem läuft im Schwerpunktprogramm der Publikumsliebling der letzten Filmfestspiele von Venedig, ELECTRIC SWAN (2019) von Konstantina Kotzamani, der auf subtile Art Kapitalismuskritik im Gewand des magischen Realismus formuliert.

ELECTRIC SWAN von Konstantina Kotzamani © Homemade Films.

Tribut Omer Fast

Auch die Arbeiten von Omer Fast, einem der markantesten Film- und Videokünstler*innen seiner Generation, befassen sich mit Traumata. Das Filmfest Dresden widmet dem 1972 in Jerusalem geborenen Künstler, dessen Werke auf internationalen Filmfestivals sowie in bedeutenden Ausstellungen (u.a. documenta) gezeigt wurden, ein Tribut und zeigt zwei seiner zentralen Kurzfilmarbeiten: 5000 FEET IS THE BEST (2011) erzählt in einem inszenierten Interview von den wahren Erlebnissen eines Drohnenpiloten. Mit traumatischen Kriegserlebnissen befasst sich auch CONTINUITY (2016), der geschickt die Grenzen von Dokumentation, kunstvoller Inszenierung und Horrorfilm verwischt. Omer Fast wird zum Festival anwesend sein. 

5000 FEET IS THE BEST (2011) von Omer Fast © Filmgalerie 451

Retrospektive: Regisseurinnen in der DDR

Den Regisseurinnen der DEFA und des unabhängigen Films der DDR widmet sich das Filmfest Dresden in der Retrospektive „Poetisch. Politisch. Renitent.“ Während sich Regisseurinnen im DEFA-Spielfilm kaum durchsetzen konnten, gelang es ihnen im Dokumentar- und Animationsfilm leichter ihre Themen unterzubringen und Experimente zu wagen. Auch jenseits der DEFA-Studios entstehen unabhängige Filme – mit bescheidenen Mitteln wie der Super-8-Kamera, aber frei von Doktrin. Diese Filmemacherinnen, zum großen Teil aus der Bildenden Kunst kommend, suchten vor allem die Grenzüberschreitung und nutzten das Filmmaterial als kreative Oberfläche und den Körper, um von Gewalt und Traumata zu erzählen. Das Filmfest Dresden zeigt im Rahmen der Retrospektive zwei von Cornelia Klauß kuratierte Programme mit unter anderem den Arbeiten der Dresdner Künstlerinnen Christine Schlegel, Marion Rasche und Monika Anderson sowie Dokumentarfilmen von Helke Misselwitz

Fokus Québec: Singular Plurality

Nicht nur die Frankfurter Buchmesse richtet mit dem diesjährigen Gastland unter dem Motto „Singular Plurality“ („Einzigartige Pluralität“) ihr Augenmerk auf Kanada: Das 32. Filmfest Dresden setzt mit dem FOKUS QUÉBEC die traditionsreiche Freundschaft und Partnerschaft zwischen Sachsen und der französischsprachigen Provinz Québec auch in diesem Jahr fort. Als Kuratorin konnte die aufstrebende Regisseurin Miryam Charles gewonnen werden, die bereits beim 31. FILMFEST DRESDEN Mitglied der Filmton-Jury und mit zwei Filmen in unterschiedlichen Programmen vertreten war.

Im diesjährigen FOKUS QUÉBEC-Programm wird unter anderem Malena Szlams vielfach ausgezeichneter Film ALTIPLANO als 35mm-Kopie gezeigt. Darin ist indigenes Land Schauplatz einer filmischen Inszenierung, in der sich jahrhundertealte Kosmologien und die Spuren moderner Rohstoffgewinnung begegnen.

Gefördert wird dieses Programm durch die SODEC (Société de développement des entreprises culturelles) und die Vertretung der Regierung von Québec in Berlin; realisiert wird es in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen und Gastkurator*innen.

ALTIPLANO von Malena Szlam, 2018 © Malena Szlam

Alle Informationen zum 32. Filmfest Dresden (21.–26. April 2020) gibt es unter www.filmfest-dresden.de.

Quelle: Filminitiative Dresden e. V.