Festung Königstein: Ausstellungseröffnung in der Georgenburg

Dana -
Ausstellung „Gefangen auf dem  Königstein“ in der Georgenburg. Foto: Marko Förster
Ausstellung „Gefangen auf dem Königstein“ in der Georgenburg. Foto: Marko Förster

Königstein, 25. Juli 2018 (tpr) – Der Mythos vom gefürchtetsten Staatsgefängnis in Sachsen hat sich bis heute gehalten: Die Festung Königstein, die hinter dicken Mauern auf dem gleichnamigen Berg hoch über der Elbe thront, schien jahrhundertelang gleichermaßen unbezwingbar für äußere wie für innere Feinde – der passende Ort für unliebsame Widersacher und gefährliche Schurken. Über deren Schicksale können sich Besucher ab sofort ein eigenes Bild machen.

Am Freitag, dem 27. Juli, wird die Ausstellung „Gefangen auf dem Königstein“ nach fast zweijähriger Sanierung der Georgenburg wiedereröffnet. In vier Räumen des Erdgeschosses können Gäste mit Hilfe von Medienstationen, Bildern, Hörtexten und einem Kurzfilm in das Leben der Inhaftierten eintauchen. Zur bisherigen Interieur-Ausstellung, die eine Zelle der Baugefangenen von 1790 zeigt, kommt die Inszenierung einer Wachstube mit lebensecht wirkenden Figuren hinzu. An beiden Stationen können Besucher jetzt den auf historischen Quellen beruhenden fiktiven Gesprächen der Gefangenen und der Soldaten lauschen.

Gefangenendatenbank gewährt Einblicke in das Schicksal der Inhaftierten

„Herzstück der neuen Schau ist eine Datenbank, die demnächst alle rund 1000 bekannten Staatsgefangenen des Königsteins enthalten wird“, sagt Dr. Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein gGmbH. „Zum ersten Mal können Familienforscher und Interessierte an den Medienstationen mehr erfahren über die Inhaftierten, über ihre Herkunft, über eventuelle besondere Vorkommnisse und über die Gründe, die zu ihrem  Arrest auf dem Königstein geführt haben.“

Das Staatsgefängnis existierte von 1588 bis 1922 – die längste Zeit unter den Wettiner Fürsten. Zu den berühmtesten Insassen gehörte zum Beispiel Karl Heinrich Graf von Hoym, Kabinettsminister am Hofe Augusts des Starken, der in der Gefangenschaft zwei Diener zur Seite hatte, Wachsoldaten bestach, um Briefe nach draußen zu schmuggeln, und sich schließlich in der Georgenburg erhängte. Auch der Miterfinder des europäischen Porzellans, Johann Friedrich Böttger, und der Sozialdemokrat August Bebel saßen hier ein. Manche Gefangene sahen die Freiheit nie wieder, andere waren nur kurz wegen geringfügiger Vergehen auf dem Königstein festgesetzt. Die Haftdauer hatte nicht nur mit der Schwere des Verbrechens, sondern auch mit der Willkür des Landesherrn zu tun, der bis ins 19. Jahrhundert hinein politische Gegner ohne Urteilsspruch auf dem Königstein festhalten konnte.

Bau- und Nutzungsgeschichte der Georgenburg neu dokumentiert

Neben der informativen und erlebnisreichen Ausstellung zum Staatsgefängnis wird eine neue Dokumentation zur Bau- und Nutzungsgeschichte der fast 400 Jahre alten Johann-Georgenburg und ihrer Vorgängerbauten präsentiert. Während der Sanierung brachten bauhistorische, archäologische und restauratorische Untersuchungen neue Erkenntnisse über das Gebäude ans Licht. Ein Architekturmodell der spätgotischen Burg um 1500, dreisprachige Text-Bild-Tafeln mit Kindertexten und ein virtueller Film nehmen die Besucher auf eine Reise durch die bewegte Vergangenheit des Gebäudes mit – von der mittelalterlichen Königsburg über das kurfürstliche Jagdschloss und das Staatsgefängnis bis hin zum Wohn- und Verwaltungsgebäude.

Ehemalige „Hofestube“ erstmals erlebbar

Zwei weitere Räume im Erdgeschoss der Georgenburg sind seit Jahrhunderten erstmals wieder für Besucher zu erleben: die „Hofestube“ aus dem 16./17. Jahrhundert mit Vorraum und wiederhergestelltem Zugang zur Georgenbastion.
Inhaltlich widmen sich diese Räume, von denen kein historisches Inventar erhalten ist, dem Leben auf dem Königstein um 1900. Historische Fotos zeigen unter anderem die Freiflächen der Festung als Nutz- und Ziergärten, die Friedrichsburg als Café und das Lazarett als Genesungsheim für Frauen und Kinder von Unteroffizieren. Höhepunkt dieses Ausstellungsbereiches ist die rund 100 Jahre alte, nur von Hand zu betreibende Wäschemangel, die einst zum Inventar der Festung gehörte und nach 1955 noch von den Bewohnern genutzt wurde. Ab August sind Kindergruppen und Schulklassen herzlich eingeladen, das rumpelnde Ungetüm in Aktion zu erleben. Im museumspädagogischen Begleitprogramm werden sie durch die Ausstellung geführt und erhalten eine Ahnung davon, wie anstrengend es früher war, Wäsche zu glätten.

Ausstellungen in der Georgenburg

„Gefangen auf dem Königstein“
„Die Bau- und Nutzungsgeschichte der Georgenburg“
„Die Festung Königstein um 1900“

Ausstellungen im Erdgeschoss der Georgenburg auf der Festung Königstein
ab 28. Juli 2018, täglich von 9 bis 18 Uhr
Festung Königstein, 01824 Königstein/Sächsische Schweiz
www.festung-koenigstein.de

Foto: Dr. Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein gGmbH, in der Wachstube der neuen Ausstellung „Gefangen auf dem Königstein“ in der Georgenburg. Foto: Marko Förster

Quelle: Festung Königstein gGmbH