Gefahr durch Radon – warum ist das Edelgas gefährlich?

Dana - Dienstag, 1. Dezember 2020 - 9:22 Uhr
Bild von ivabalk auf Pixabay
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Man kann es nicht sehen, riechen oder schmecken, und doch ist es immer da. Die Rede ist von Radon, ein lange unterschätzter unsichtbarer Feind. Über dessen virulente Wirkung konnte sich erst in den letzten Jahren aufgrund neuerer Erkenntnisse ein realistisches Gefahrenbewusstsein entwickeln. Zahlreiche Fälle von Lungenkrebs, deren Ursache lange Zeit unklar war, konnten nachträglich auf das radioaktive Edelgas zurückgeführt werden. Heute ist bekannt, dass 5 % aller Lungenkarzinome ihren Ursprung in Radon haben. Damit liegt Radon als Verursacher von Lungenkrebs weltweit an zweiter Stelle hinter Nikotin, aber vor Asbest und Dieselruß.

Wie kommt es zum Kontakt mit dem Edelgas?

Grundsätzlich befinden sich mehr oder weniger große Mengen an Radon in der gesamten Umgebungsluft. Wir haben also ständig Kontakt mit dem Edelgas. Radon, das tief in der Erde lagert und als Abbauprodukt von Uran über Risse, Spalten und andere Bodenöffnungen in die Erdatmosphäre gelangt, wird erst in höheren Mengen gefährlich. In Deutschland liegen die Radon Referenzwerte bei 300 Becquerel pro Kubikmeter; die WHO empfiehlt jedoch einen Referenzwert von 100 Bq/m³.

Wo liegen die Schwerpunktgebiete?

Besonders massiv tritt die Radonstrahlung in Bergregionen auf. Deshalb ist die Gefahrenlage zum Beispiel in den Alpenstaaten Schweiz und Österreich noch dringlicher als in anderen Ländern. Wurde oder wird in diesen alpinen Regionen Bergbau betrieben, dann vergrößert dies die Gefahrenlage aufgrund der zahlreichen Bodenöffnungen, die beim Abbau von Bodenschätzen zwangsläufig entstehen. Schwerpunktgebiete in Sachsen sind deshalb das Erzgebirge und Vogtland. Wer noch genauer über die Radonbelastung in Sachsen Bescheid wissen möchte, der kann sich mit einem Blick auf die Radonkarte informieren, die auf Basis intensiver Messungen durch das Bundesamt für Radonschutz (BfS) deutschlandweit erstellt wurde.

Die größte Gefahr lauert in Kellern

Vielleicht hat die sprichwörtliche Angst von Kindern vor dunklen und kalten Kellergewölben einen wahren Kern. Denn während Radon sich im Freien in der Umgebungsluft verflüchtigt, reichert es sich in den Kellern an, wenn es dort über Risse in das Haus gelangt. Mit speziellen Messgeräten kann die Radonkonzentration im Eigenheim ermittelt werden. Radonmessgeräte sind für jeden im Handel erhältlich und werden zum Beispiel vom Anbieter Radonova verkauft.

Vor allem Altbauten sind von hohen Radonkonzentrationen betroffen, weil die Abdichtung des Fundaments beim Hausbau nicht den heutigen Anforderungen genügt. Durch fachmännische Sanierungsmaßnahmen ist es allerdings auch nachträglich noch möglich, die Risse im Fundament abzudecken und die Infektionsherde auszutrocknen.

Die Ursache von Lungenkrebs durch Radon

Das radioaktive Edelgas Radon dringt in Form von Aerosolen über die Atemwege in die Lunge ein. Dass Radon nach heutigen Erkenntnissen fast ausschließlich eine Gefahr für das Lungengewebe darstellt, hängt mit dem Charakter der von Radon ausgehenden Alphastrahlen ab. Bei der Alphastrahlung handelt es sich nämlich um eine ionisierende Strahlung mit geringer Einfallstiefe, aber starker Intensität. Für die wesentlich stabilere Außenhaut reicht die Einfallstiefe der Radonstrahlung also nicht aus, um Schaden zu verursachen.

Hohe Anfälligkeit des feinen Lungengewebes

Anders ist dies beim empfindlichen Lungengewebe. Hier kann Radon sich in Lungen und Bronchien einlagern und auf lange Sicht hin durch seine radioaktive Strahlung die Zellstruktur manipulieren. Vor allem die weiteren Abbauprodukte von Radon, nämlich Wismut, Blei und Polonium, können die Entstehung von Krebszellen in der Lunge auslösen. Nach medizinischer Studienlage erhöht sich das Krebsrisiko durch Radon bei einem Wert von 100 Bq/m³ bereits um 11 bis 16 %. Dies gilt, wenn die Bewohner der Radonbelastung dauerhaft ausgesetzt sind. Bei höheren Konzentrationen verläuft die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, linear. Ist der deutsche Referenzwert von 300 Bq/m³ erreicht, dann erhöht sich das Risiko für ein Lungenkarzinom auf 33 bis 48 %.