Status der Schulen und Kitas in Sachsen

Dana - Dienstag, 3. August 2021 - 15:20 Uhr
Bild von Evgeni Tcherkasski auf Pixabay
Bild von Evgeni Tcherkasski auf Pixabay

Kinder sind unsere Zukunft heißt es. Sie teilen sich mit dem Klima ein Schicksal, denn sie werden nicht genügend geschützt und gefördert. Auch wenn Bildung in Deutschland jedem zugänglich ist und ein Kita Platz sogar gesetzlich zugesichert wird, sieht die Realität doch anders aus. Marode Schulen, fehlende Kita Plätze und vor allem viel zu wenig Personal.

Erzieher fehlen nicht nur in Sachsen

Im Freistaat fehlen Stand 2019 etwa 17.000 Erzieher und Erzieherinnen. Was das für die gesetzlich zugesicherte Kita-Platz-Garantie bedeutet, ist offensichtlich. Bundesweit fehlten zur gleichen Zeit ca. 106.000 Fachkräfte, nach aktuellsten Umfragen der Gewerkschaft ver.di sollen es über 170.000 sein.

Eltern verzweifeln bei der Suche nach einem Kita Platz und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leidet natürlich stark. Ein schnelles Ende der Misere ist nicht in Sicht, denn selbst wenn es genug junge Menschen oder auch Arbeitnehmer im reiferen Alter gibt, die eine Erzieher Ausbildung machen möchten, so ist diese doch mehrjährig und die Ausbildungsplätze sind limitiert. Selbst die Ausbildungsreform und das vor einigen Jahren eingeführte PIA Modell können keine spürbare Entlastung erwirken.

Seit Jahren prangern ErzieherInnen an, dass sie unterbezahlt sind und die hohe Verantwortung, die sie in ihrem Beruf haben, nicht wahrgenommen, geschweige denn gewürdigt wird. Das schreckt Ausbildungswillige nicht ab. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist durchaus gut, allerdings sind die Kapazitäten begrenzt (Schulplätze und Finanzen der Träger). Viele Fachkräfte fühlen sich mit der Verantwortung für die Kinder allein gelassen und entsprechend sinkt die durchschnittliche Verweildauer im Erzieherberuf stetig. Derzeit beträgt sie etwa 5 Jahre, was angesichts der Tatsache, dass das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren und ein Arbeitsleben im Schnitt 45 Jahre dauert, wirklich wenig ist.

Erzieher und Lehrer – Image und Wirklichkeit

Die Berufe werden von Außenstehenden und teilweise auch von Eltern völlig falsch wahrgenommen. Mit einer Gruppe Kleinkinder auf den Spielplatz zu gehen, ist eben kein Spaziergang für die Erzieher, sondern Schwerstarbeit. Die rechtliche Lage ist so, dass bei Unfällen die Erzieher ganz schnell an den Pranger gestellt und leider vor Gericht auch durchaus verurteilt werden. Mit diesem Gedanken können viele Fachkräfte nicht leben und geben den Beruf schnell wieder auf.

Lehrer werden um die Ferien beneidet. In der Realität gelten sie in der Zeit aber oft als Arbeitslos und müssen sehen, wie sie den Zeitraum wirtschaftlich überstehen, ohne die Sozialversicherung nicht zu verlieren.

Eltern fordern zu Recht ein Mitspracherecht in pädagogischen Belangen, nicht zu selten spielen sie sich aber als Bestimmende auf und machen Erziehenden und Lehrenden das Leben zusätzlich schwer. Tatsächlich steht die Elternarbeit für viele Menschen in pädagogischen Berufen im Stresslevel höher als die Arbeit mit den Kindern oder die vorbereitenden Tätigkeiten für Kita Aktionen und Unterricht.

Geld bestimmt Ausstattung und Angebot

Kitas als Wirtschaftsunternehmen zu sehen bedeutet, dass finanzielle Mittel erwirtschaftet werden müssen, um Personal, Räumlichkeiten, Spielzeug und Bastelmaterial zu kaufen. Die Kinderbetreuungskosten sollen für Eltern aber bezahlbar bleiben. Wie gut eine Kita dann ausgestattet und personell besetzt ist, wird vom Engagement des Trägers oder der privaten Leitung und der Elternarbeit abhängen. Natürlich renovieren Eltern die Räume oder organisieren einen Kuchenbasar, doch rettet das das Bildungsniveau oder ermöglicht inklusive Gruppen? Beim Bau von Spielgeräten auf dem Spielplatz gelten so viele Vorschriften, dass die in Eigenregie kaum aufgebaut werden können, weil die Eltern verständlicherweise die Verantwortung der Haftung nicht übernehmen wollen.

Die allgemeinbildenden Schulen werden bis auf einige Ausnahmen von öffentlicher Hand finanziert. Schlechte Zustände von Toiletten können da schnell auf die Schüler geschoben werden, aber dass es immer noch mehr Overheadprojektoren als Laptops gibt, obwohl der Digitalpakt doch schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen hat, ist nicht erklär- und noch weniger entschuldbar. Allerdings hat Corona hier tatsächlich einiges bewegt und für die technische Ausstattung getan. Leider kann das nicht über den traurigen Umstand hinwegtäuschen, dass viele Kinder mit haushaltseigenen Endgeräten deutlich besser ausgestattet waren, als mit der Technik, die die Schule zur Verfügung stellte. Zudem gab es auch viele Schüler, die aufgrund fehlender Technik oder Unterstützung der Eltern, nicht am Hybridunterricht teilnehmen konnten.

Die Ausbildung oder das Studium sind zwar der Grundstein für die Arbeit als Erzieher oder Lehrer, doch ohne Fortbildung geht es auch für diese Berufsgruppen nicht. Natürlich bestimmt die finanzielle Situation auch, wie gut sich die Pädagogen fortbilden können.

Was kann man tun?

Die großen Städte in Sachsen haben Kinder-Eltern-Kita-Portale eingerichtet. Dort kann nach freien Plätzen gesucht werden. Wer es sich leisten kann, wird auf Tagesmütter ausweichen. Wobei verschiedene Gesetzesänderungen auch die Situation von Tagesmüttern erschwert haben, so dass viele ihre Tätigkeit aufgegeben haben.

Für berufstätige Eltern gilt es, ein privates Netzwerk aufzubauen, das hilft, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Kommunen und Vereine bieten in offenen Jugendtreffs oder Freizeitangeboten ebenfalls die Möglichkeit, den Kindern Gemeinschaft und Aktivität zu ermöglichen. Für die Kleinsten gibt es allerdings noch recht wenig, weil sie natürlich intensiver beaufsichtigt werden müssen.

Wie sinnvoll es ist, den Beruf an sich zu reformieren, Zugangsmöglichkeiten oder den Quereinstieg zu erleichtern, müsste wohl geprüft werden. Bei Lehrern wurde zumindest in den MINT Fächern ja bereits agiert. Allerdings stehen in diesem Punkt der Wunsch nach einer besseren Kinderbetreuung, guter Bildung und der Gedanke, wem Eltern ihre Kinder anvertrauen möchten, einander gegenüber.

Vor allem größere Unternehmen setzen vermehrt auf eine betriebliche Kinderbetreuung und schaffen dadurch auch Kitaplätze für Betriebsfremde, wenn nicht alle Plätze besetzt sind. Allerdings fehlt auch ihnen oft das Personal.

Der Freistaat Sachsen informiert auf seinem Bildungsblog regelmäßig über Pilotprojekte, Neuerungen und bildungspolitische Themen.

Fazit: Fehlende Kitaplätze und schlecht ausgestattete Schulen erschweren die Chancengleichheit von Kindern und deren Eltern. Die Arbeitslosenquote in Sachsen ist glücklicherweise gering, sie könnte vermutlich noch besser sein, wenn Eltern ihre Arbeit und die Erziehung besser unter einen Hut bringen könnten. Die Zahl der fehlenden Erzieher ist überall sehr hoch und steigt rasant. Trotz Umstellung der Ausbildung von einer reinen schulischen Form in ein praxisintegriertes Modell, wird es zeitnah nicht genug Erzieher geben. Lehrer fehlen ebenfalls, was auch daran liegt, dass vor allem Nachwuchskräfte nur schwer Fuß fassen können und oft jahrelang mit befristeten Verträgen vorlieb nehmen müssen, die weder wirtschaftliche Sicherheit noch Zukunftsperspektiven bieten.