Der nackte Wahnsinn

Fr, 22.02.2019, 19:30 Uhr - Schauspielhaus in Leipzig
Achtung - die hier dargestellte Veranstaltung liegt in der Vergangenheit!

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Dotty Otley will es noch einmal wissen. Nachdem ihre letzten Bühnenerfolge zu viele Jahre her sind, steckt sie ihr Geld in eine Tourneeproduktion, die sie zurück auf die große Bühne bringen soll. Leider hat sie nicht mehr so sehr viel Geld — so dass sich die Mitspieler aus dem Kreis ihrer ehemaligen und aktuellen Liebhaber rekrutieren (wobei der aktuelle Status nicht immer eindeutig geklärt ist) sowie aus Kollegen, die ihre besten Tage lange (möglicherweise zu lange) hinter sich haben. Und auch das Stück, das Dotty für ihr Comeback gewählt hat, eine Boulevard-Komödie mit dem Titel „Nackte Tatsachen“, hält scharfer Betrachtung und Logik nicht unbedingt stand. Die Proben geraten zum Desaster, wenn sich die Spieler heillos verheddern — in den Abgründen der abstrusen Story, ihren privaten Verwicklungen und der Frage, durch welche der vielen Türen sie als Nächstes auftreten müssten. Einzig Regisseur Lloyd Dallas versucht angesichts der drohenden Premiere beharrlich, aber vergeblich einen roten Faden in die Abläufe auf und hinter der Bühne zu bekommen …

Michael Frayn gelang mit „Der nackte Wahnsinn“ 1982 einer der großen Klassiker unter den Theaterkomödien. Als Theater auf dem Theater konzipiert, spielt Frayns Stück mit der ganzen Palette an Theaterklischees und Bühnenpannen — und nicht zuletzt mit den Möglichkeiten der Drehbühne, so dass im Laufe des Stücks alles sichtbar wird: das Geschehen vor, auf und hinter der Bühne. Der 1. Akt zeigt die Generalprobe von „Nackte Tatsachen“, der 2. Akt dann eine spätere Vorstellung — aber aus der Perspektive hinter der Bühne. Der 3. Akt dreht wiederum auf das Geschehen auf der Bühne: Es ist die letzte Vorstellung zum Tournee-Ende der „Nackten Tatsachen“ — wenn von Lloyds Inszenierung, von den Nerven der Beteiligten und vom Stück nur noch schüttere Reste vorhanden sind …

„Der nackte Wahnsinn“ ist rasanter Slapstick und, bei allen Witzen über das Theatermetier, gleichzeitig auch eine große Liebeserklärung an das Theater — und ein Stück, das den Spielern ein Höchstmaß an Präzision und Timing abverlangt.


Schauspielhaus
04109 Leipzig Bosestraße 1