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Ausblick auf das 37. Filmfest Dresden: Sonderprogramme zum Schwerpunkt „Solidarisiert Euch!“

Kampagnenmotiv 2025 © FILMFEST DRESDEN

Vom 8. bis 13. April 2025 lädt das nunmehr 37. Filmfest Dresden Kurzfilmfans erneut zu einer inspirierenden Festivalwoche voller vielseitiger Programme und Denkanstöße in die sächsische Landeshauptstadt ein. Mit rund 3.400 Filmeinreichungen aus 107 Ländern verzeichnet das Festival erneut einen beeindruckenden Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (2024: 3.200 Einreichungen).

Derzeit wählen die Sichtungskommissionen die Beiträge für den Nationalen, Internationalen und Mitteldeutschen Wettbewerb aus. Neben den Wettbewerben bietet die Festivalwoche ein facettenreiches Angebot an Sonderprogrammen, die sich in diesem Jahr dem Schwerpunktthema Solidarität widmen. Das vollständige Programm der 37. Ausgabe wird im Rahmen der Programm-Pressekonferenz am 18. März 2025 im Filmtheater Schauburg Dresden präsentiert. Doch trotz der positiven Entwicklungen steht das Filmfest Dresden vor großen Herausforderungen: Die drohenden drastischen Kürzungen im Kulturbereich stellen das Festival vor erhebliche Hürden.

Mit dem Beginn des neuen Jahres stehen wir vor großer Unsicherheit, da auch wir von den Kürzungen auf kommunaler Ebene betroffen sind. Hinzu kommt, dass wir verbindliche Förderzusagen auf Landes- und Bundesebene erst im Sommer erwarten – also deutlich nach unserer Festivalausgabe. Dies ist vor allem auf die komplexen und langwierigen Haushaltsverhandlungen zurückzuführen, die durch die Landtagswahlen in Sachsen und die Bundestagsneuwahlen bedingt sind. Umso dankbarer sind wir für die Unterstützung unserer Förderer, die gemeinsam mit uns an Lösungen arbeiten. Angesichts der drohenden drastischen Einschnitte im Kulturbereich erhält das Konzept der Solidarität eine ganz neue Dringlichkeit“, erklärt Festivalleiterin Anne Gaschütz

Fokus-Thema „Solidarisiert Euch!“

Einen ersten Vorgeschmack auf die 37. Edition bieten die Sonderprogramme, die sich dem Thema Solidarität und der Gestaltung von Visionen des „Nicht-Unmöglichen“ widmen. Der Fokus markiert den Auftakt der bis 2027 geplanten Trilogie „Generationenwandel – Neue Gerechtigkeit“ und lädt in diesem Jahr dazu ein, über die Gegenwart und Zukunft von Solidarität nachzudenken – auch über nationale Grenzen hinaus. Solidarität wird dabei sowohl im Alltäglichen gesucht als auch als Werkzeug für die Verwirklichung von Utopien betrachtet, womit thematisch an die vorige Festivalausgabe zu Utopien angeknüpft wird. Die Programme entstehen in Zusammenarbeit mit einem diversen Team von Gastkurator:innen.

So gestaltet etwa der chinesische Filmemacher Popo Fan, der derzeit in Deutschland an seinem Spielfilmdebüt arbeitet, ein Schwerpunktprogramm zum Thema Sprache als Schlüssel für neue Solidarität im postmigrantischen Europa. Dabei beleuchtet er, wie Menschen unabhängig von Ethnien und Identitäten kommunizieren und inwieweit Sprache als verbindendes Werkzeug dienen kann.

Ein weiteres Schwerpunktprogramm widmet sich der intergenerationalen Solidarität und präsentiert eine Auswahl von Filmen, die biologische, soziale und kulturelle Netzwerke beleuchten, die sich dem Erhalt von Vielfalt verschrieben haben. Gezeigt wird unter anderem der Film CUERDAS (2022) der spanischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren, die mit ihrem Langfilm 20.000 ARTEN VON BIENEN (2023) weltweit für Aufsehen sorgte.

Diskurs Europa: Schweden

Der diesjährige Diskurs Europa begibt sich diesmal nach Schweden. Kuratorin Jing Haase nennt die beiden von ihr zusammengestellten Programme mit einem Augenzwinkern eine „anthropologische Studie“, eine Einführung in die schwedische „Spezies“. Jing Haase verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Bereich Kurzfilm, mit einem besonderen Fokus auf internationale Distribution. Sie war unter anderem als Market Managerin bei Nordisk Panorama für nordische Kurz- und Dokumentarfilme verantwortlich und leitete den Bereich Kurzfilmfestivals bei der Schwedischen Filmförderung.

19. Fokus Québec

Zum 19. Mal widmet sich das Filmfest Dresden mit dem Fokus Québec dem aktuellen Kurzfilmschaffen der frankophonen Provinz Kanadas. In diesem Jahr wurde das Programm von der vielseitigen Regisseurin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin Lawrence Côté-Collins kuratiert. Ihr einzigartiges und facettenreiches Œuvre umfasst Spielfilme, Dokumentarfilme und Doku-Fiktionen, die durch ihre Authentizität, Energie und tabulose Herangehensweise bestechen. In ihrer Programmauswahl greift Côté-Collins das Thema Diversität auf und verbindet es mit dem Festivalschwerpunkt Solidarität.

Animated: Isabel Herguera & 70 Jahre DEFA-Studio für Trickfilme Dresden

Die beiden Programme der Reihe Animated bieten wie gewohnt faszinierende Einblicke in die vielfältigen Ausdrucksformen des animierten Kurzfilms.

Im Mittelpunkt von Animated 1 steht die spanische Animationskünstlerin und Regisseurin Isabel Herguera, bekannt für ihre experimentellen und poetischen Werke wie den preisgekrönten SULTANAS TRAUM (2023). Neben ihrer künstlerischen Arbeit lehrt sie an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Die von Herguera kuratierten Filme behandeln politische und soziale Themen und unterstreichen die Kunst als Raum der Freiheit. Mit einer kapitalismuskritischen Perspektive auf Solidarität fordert sie zum Nachdenken über Alternativen zum finanzkapitalistischen System auf und ruft eindringlich zu Empathie für jene auf, die dringend unsere Unterstützung benötigen.

Das zweite Animated-Programm feiert das 70-jährige Jubiläum der Gründung des DEFA-Studios für Trickfilme, das von 1955 bis 1992 in Dresden das größte Animationsfilmstudio Deutschlands und zeitweise das modernste Europas war. In 35 Jahren entstanden rund 2.000 Filme von herausragender künstlerischer und handwerklicher Qualität, geprägt von großer Liebe zum Detail. Viele dieser Werke sind heute Klassiker, die bis heute begeistern. Das Filmfest Dresden bringt in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Animationsfilm DIAF einige dieser Meilensteine zurück auf die große Leinwand und würdigt damit ein bedeutendes Kapitel der Animationsfilmgeschichte.

Retrospektive: Notizen aus dem Bruderland

Die diesjährige Retrospektive rückt die Perspektiven von Filmschaffenden mit migrantischer Perspektive in den Fokus. Mit ihrer einzigartigen Bildsprache erzählen diese Filme ihre Geschichten nicht vom Rand, sondern aus dem Innern der Gesellschaft. Sie reflektieren über das Leben fern der (alten) Heimat, über Sorgen, Sehnsüchte und Solidarität sowie den Umgang mit Rassismus im Alltag und Berufsleben. Die Retrospektive des Filmfest Dresden bietet diesen Erzählungen einen Raum und setzt damit ein starkes Zeichen für Vielfalt und Differenzierung.

Regionaler Fokus: Deutsch-sorbisches Filmschaffen

Auch beim 37. Filmfest Dresden gestalten die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und der Filmverband Sachsen den Regionalen Fokus im Rahmen ihres gemeinsamen Digitalisierungsprogramms SAVE. Unterstützt von der Stiftung für das sorbische Volk und in Kooperation mit dem Sorbisch-Deutschen Filmnetzwerk Łužycafilm widmen sie sich in diesem Jahr der sächsischen Lausitz und präsentieren ein sorgfältig kuratiertes Programm mit historischem Dokumentarfilmmaterial des Sorbischen Instituts.

Im Zentrum stehen die Anfänge des sorbischen Laienfilmschaffens, das Sitten und Gebräuche der Sorben festhielt – Traditionen, die bis in die 1960er Jahre tief im Alltag verwurzelt waren. Dieses Programm beleuchtet ein faszinierendes Kapitel regionaler Filmgeschichte und trägt zur Bewahrung des kulturellen Erbes bei.

Alle Informationen zum Filmfest gibt es unter www.filmfest-dresden.de/de/


Quelle: FILMFEST DRESDEN