Seit dem 21. Oktober widmet sich die neue Sonderausstellung der Albrechtsburg Meissen einem Meilenstein sächsischer Geschichte. Vor 600 Jahren wurde den Wettinern die Kurwürde verliehen.
Am Wochenende öffnete die neue Sonderausstellung „Königsmacher. 1423 – Ein Wettiner wird Sachse“ in der Albrechtsburg Meissen. Anlass der Ausstellung: Vor 600 Jahren erhält der Markgraf von Meißen, Friedrich der Streitbare, die sächsische Kurwürde und rückt in den exklusiven Kreis der Königswähler auf, die über das Schicksal Deutschlands entscheiden. 1423 wurde Sachsen zu Sachsen. Heute ist dieser Name für viele Teil der eigenen Identität.
„Mit der Sonderausstellung feiern wir das 600. Jubiläum der Verleihung der sächsischen Kurwürde an die Wettiner und zugleich ist sie ein Vorgeschmack auf unsere 5. Sächsische Landesausstellung im Jahre 2029, die sich "Meißen 929 - 1.100 Jahre Sachsen" widmen wird. Die Sonderausstellung bietet uns die Möglichkeit, unsere sächsische Vergangenheit besser zu begreifen und somit auch unsere Gegenwart und Zukunft aktiv mitzugestalten. Sie zeigt uns auch, wie Identität und Machtsymbole durch diese Belehnung von 1423 beeinflusst wurden und welche Erinnerungen damit verbunden sind. Die Identität als Sachse ist heute für viele von uns ein wichtiger Teil unseres Lebens, und es ist faszinierend zu sehen, wie sich dieser Begriff im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Diese beiden Ausstellungen sind aber nicht nur von historischer, sondern auch von touristischer Bedeutung für Sachsen, denn sie werden Gäste aus nah und fern anziehen. Ich möchte allen Beteiligten danken, die diese Ausstellungen möglich gemacht haben - den Organisatoren, den Kuratoren, den Leihgebern und natürlich der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG). Ihr Engagement und ihre Arbeit sind von unschätzbarem Wert für den Erfolg dieser Ausstellungen.“, betont die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch.
Worum es geht
Ein Jahr lang wird auf fast 400 m² Ausstellungsfläche im Erdgeschoss von Deutschlands ältestem Schloss sächsische Geschichte hautnah erlebbar. Kurfürst Friedrich der Streitbare begegnet den Ausstellungsbesuchern als überlebensgroße Lindenholzstatue mit Kurschwert in der Hand und Kurhut auf dem Kopf direkt im ersten Raum. Wieso wurde die Kurwürde neu vergeben? Warum machte der Kaiser den Meißner Markgrafen zum Kurfürsten? Weshalb erhielten die Länder Friedrichs einen neuen Namen? Wie lief eine Königswahl ab? Diese und weitere Fragen beantwortet die Sonderausstellung in insgesamt sieben Räumen. „Unser Ausstellungsteam hat in nur zehn Monaten Vorbereitungszeit ein historisch bedeutsames und komplexes Thema aufbereitet. Die Gäste der Ausstellung erwartet eine moderne Inszenierung mit aufwändigen Installationen, Audiospuren und Grafic Novels, dank derer visualisiert wird, wenn zeitgenössische Darstellungen fehlen.“, schwärmt Christian Striefler, Geschäftsführer der SBG.
Das wertvollste Exponat
Ein herausragendes gotisches Kunstwerk, das Altar-Retabel der Kirche von Chemnitz-Ebersdorf, zeigt neben einer Mondsichelmadonna mit dem Jesuskind auch Friedrich den Streitbaren und seine Frau Katharina von Braunschweig-Lüneburg. Der Markgraf unternahm 1420 eine Wallfahrt nach Ebersdorf. Gestiftet wurde es möglicherweise als Dank für die göttliche Unterstützung im Kreuzzug gegen die Hussiten, an dem Friedrich teilgenommen hatte. Es handelt sich um eine der zwei bekannten bildlichen Darstellungen des späteren Kurfürsten. Das Altar-Retabel wurde in den vergangenen Wochen restauriert und konserviert. Der Transport des wertvollen Ausstellungsstückes war komplex und erfolgte in einer besonderen, doppelt gefederten Transportkiste. Ausgestellt wird es in einer schützenden Vitrine.
Was ist? – Was bleibt? – Was wäre wenn?
Durch bloßen Zufall gelangte die Kurwürde nach Sachsen. Aber was wäre gewesen, wenn das Schicksal anders entschieden hätte? Im letzten Raum werden die Gäste mit fiktiven Szenarien konfrontiert. Was wäre, wenn die Wettiner die Kurwürde nie oder erst später erhalten hätten? Gäbe es ohne Kurwürde in Meißen heute Emaillegeschirr statt Porzellan? Und was hat es mit der Goldenen Reiterin auf sich? Die Antwort darauf geben vier Animationsfilme, in denen augenzwinkernd alternative Wirklichkeiten dargestellt werden. Im „Sachsenregal“ wird dagegen deutlich, was ist. Was verbindet man heute mit Sachsen? Bürgerinnen und Bürger haben nach einem öffentlichen Aufruf ungefähr 50 Leihgaben beigesteuert. Schwibbbogen und Herrnhuter Stern, Meissener Porzellan, DDR-Puppenstube u.v.m. verleihen der Ausstellung eine persönliche Note.
Öffnungszeiten:
November bis Februar täglich 10 – 17 Uhr
März bis Oktober täglich 10 – 18 Uhr
Veranstaltungshinweis:
Internationale Tagung vom 25. bis 28. Oktober in Meißen
1423 – 2023
600 JAHRE SACHSEN (-Meißen)
„Sächsische“ Fürstentümer, König- und Kaiserreiche und ihre Traditionen (10. – 16. Jh.)
Winchester, Magdeburg, Braunschweig, Wittenberg, Lauenburg, Meißen