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Die Form folgt der Funktion - ist das heute noch so?

Bild von stellalunacypress auf Pixabay

In Sachen Design gibt es unzählige Ansätze. Verschnörkelt, verspielt, bunt oder doch lieber klar, kantig und monoton? Im Design kommen die vielen individuellen Vorlieben Einzelner zum Ausdruck.

Das aus der Architektur und dem Produktdesign stammende geflügelte Wort "form follows function" wurde mit den Größen der Bauhaus-Bewegung weltbekannt. Noch heute steht es für deutsches Design, das gerne auf Überflüssiges verzichtet und den Fokus auf das Wesentliche legt.

Bei einer historischen Betrachtung dieses simplen Designkonzepts fällt auf, dass es immer stark von neuen Materialien und Techniken abhängig war. Erst, wenn eine neue Technologie verfügbar war, konnte ihr die Form logischerweise folgen. In der heutigen Zeit führt dieses Konzept in neue Extreme, da es mittlerweile möglich ist, Formen, die seit jeher für eine bestimmte Funktion bekannt sind, anderweitig zu nutzen. Ein Beispiel hierfür sind moderne Duscharmaturen. Diese sprechen mit ihrem Design eine zeitlose und elegante Sprache, doch die Funktionen gehen weit über das bekannte Aussehen hinaus. So hat der Nutzer heute die Möglichkeit, direkt am Brausekopf die Temperatur und die Wassermenge zu regulieren. Das Duschen wird damit zu einem individuellen Vergnügen, ermöglicht durch die neueste Technik.

Funktion ohne Form – größere Freiheiten für das Design

Inwieweit sich das Design von der Form lösen kann, das zeigt sich in den virtuellen Welten. Die Form löst sich vom Materiellen und existiert nur noch als ein animiertes Konstrukt, das oftmals versucht, sich an real existierenden Formen in der analogen Welt zu orientieren. Wer schon einmal einen Webdesigner aus der Region beauftragt hat, der weiß, wovon hier die Rede ist.

Unterbewusst sind wahrscheinlich einige Menschen Designkritiker. Wer sich selbst auf die Probe stellen möchte, der besucht den nächsten Flohmarkt. Bestimmtes Design hat ganze Epochen geprägt und erstaunlich ist, dass manches immer wieder zurückkehrt, vielleicht in veränderter Form, während andere Dinge für immer von der Bildfläche verschwinden.

Traditionalisten oder Erneuerer?

Viele der Dinge, die heute den Alltag bereichern, sind nicht mehr länger auf eine Form angewiesen. Die meisten dieser Dinge finden sich im Smarthome zusammengefasst. So mancher sieht diese Entwicklung zurecht etwas kritisch, doch andererseits bietet die Nichtmaterialität bestimmter Dinge auch Chancen. So kann in einem kleineren Raum mehr Wert auf bewusstes Design und die Kunst gelegt werden, die in erster Linie keiner Funktion bedürfen, um eine Form zu haben.

Praktische Dinge sind wegen ihrer Funktionen geschätzt, doch im Leben sind es oftmals die Dinge, die keinen richtigen Nutzen haben, die emotional am stärksten aufgeladen sind. Richtige Traditionalisten oder reine Reformer gibt es also in Fragen des Designs nicht. Zu sehr sind die Funktion und die Form miteinander verknüpft und in manchen Fällen ist die Kernaussage einer gestalterischen Sprache sogar bewusst die, dass die beiden verknüpften Gegenpole näher aneinander gebracht oder auseinandergerissen werden.

Ob in der Papierkunst oder bei der Würdigung eines großen Industriedesigners, die Gestaltung bleibt für immer ein Faszinosum, gerade dann, wenn die Schönheit ein Ergebnis einer bestimmten neuen Funktion ist.

Vielleicht hat der ein oder andere nun Lust, bestimmte Gegenstände im eigenen Haushalt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wer sich bewusst mit der Sprache der Formen auseinandersetzt, der beginnt automatisch, diese auf eine andere Art und Weise zu würdigen. Dabei fällt zudem auf, dass die gesamte Welt von Design durchdrungen ist.