Das Kreismuseum Grimma widmet in diesem Jahr zwei seiner stadtgeschichtlichen Sonderausstellungen dem 825-jährigen Jubiläum der Stadt Grimma. Den Auftakt bildet die Fotoausstellung „Maschinenbau-AG Golzern-Grimma“, die vom 23.3. bis 13.7.2025 gezeigt wird. Die zweite Jubiläumsschau „Musterstücke der Papierwarenfabrik Weißing in Grimma“ schließt sich am 27.7. an und ist bis 16.11.2025 zu sehen.
Beide traditionsreiche Unternehmen zählten zu den bedeutendsten Arbeitgebern in Grimma und beeinflussten die Arbeitswelt der Stadt maßgeblich.
Der spätere Maschinen- und Apparatebaus Grimma (MAG) entwickelte sich aus ursprünglich zwei voneinander unabhängigen und räumlich getrennten Werken, einer kleinen Nagelfabrik in Golzern und einer Schlosserwerkstatt mit Metalldreherei in Grimma. Letztere wurde Mitte der 1860er Jahre von Otto Hentschel und Hermann August Selchow gegründet.
Die Golzerner Nagelfabrik wurde 1848 von Romilo Otto Gottschald gekauft und mit einer Eisengießerei und Maschinenfabrik erweitert. Die Haupterzeugnisse waren Landmaschinen, seit 1860 kamen Maschinen für Papierfabriken sowie Turbinen hinzu. Mit dem Eintritt des Ingenieurs Jean Nötzlis ins Unternehmen 1862 erfolgte ein bedeutender Umschwung. So begann man, die Fabrik aus- und umzubauen und insbesondere Maschinen wie Walzenstühle, Turbinen und Papiermaschinen, die in der Mühlen- und Papierindustrie benötigt wurden, zu fertigen. Nach dem Tod Gottschalds führte Nötzli das Unternehmen weiter und verkaufte dieses 1872 an eine eigens gegründete Aktiengesellschaft, die unter der Bezeichnung „Maschinenbauanstalt Golzern vormals Gottschald & Nötzli“ firmierte.
Aus der Grimmaer Schlosserwerkstatt in der Bahnhofstraße entwickelte sich in wenigen Jahren ein Fabrikbetrieb, der dem Golzener Unternehmen regelmäßig unter anderem Dampfkessel und Kocher lieferte. 1899 ging die Firma Otto Hentschel in den Besitz der Maschinenbauanstalt Golzern über und hieß nun „Maschinenbau-Aktiengesellschaft Grimma-Golzern“.
1913 wurde der Standort Golzern aufgegeben und beide Werke in Grimma zusammengeführt. Zu dieser Zeit hatte der Betrieb ca. 240 Beschäftigte. 1921 und 1922 brachte der Erwerb nahegelegener Grundstücke die gewünschte Erweiterung des Unternehmens. Der Betrieb verfügte über eine Kesselanlage, eine Dampfmaschinenanlage, ein Elektrizitätswerk, Eisengießerei, Modelltischlerei, Dreherei, Walzenschleiferei, Montagehalle, Maschinenschlosserei, Kupferschmiede, Schmiede, Labor, Zeichensäle, Büroräume, Lagerhallen und Wohnungen für Betriebsangehörige. Die Zahl der Beschäftigten stieg bis 1930 auf 600. Hergestellt wurden u.a. Maschinen und Apparate für Mühlen, die Papierindustrie, Destillieranlagen, Ölraffinerien oder Braunkohleextraktionsanlagen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg fertigte die Fima verstärkt Pulverpressen, Sprengstoff-, Äther-, Glyzerin-, Schwefelsäure- und Salpeteranlagen sowie Granaten.
Die Ausstellung bildet die Entwicklung des Maschinen-und Anlagenbaus, später Chemieanlagenbau ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu seiner Schließung 2014 mit beeindruckenden Fotodokumenten ab. Besonders kostbare Schätze sind die historischen Aufnahmen, die in der Maschinenbau-AG Golzern-Grimma zwischen 1893 und 1961 angefertigt wurden und aus dem Sächsischen Wirtschaftsarchiv stammen. Sie zeigen Produkte und Produktionsverfahren, Werkshallen, Konstruktions- und Zeichenbüros, den Versand und den Aufbau der produzierten Anlagen, aber auch Betriebsansichten und Personal.
Fotos von Gerhard Weber und Leihgaben von ehemaligen Mitarbeitern der MAG ergänzen die Ausstellung in ansehnlicher Weise.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag und Sonntag von 10-17 Uhr
Montag und Samstag geschlossen