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Die Treuhand und die Reprivatisierung der 1972 verstaatlichten Unternehmen - ein Vortrags- und Diskussionsabend
Das Auslöschen von Unternehmertum und Eigeninitiative war das Ziel der SED seit Gründung der DDR und fand seinen Höhepunkt in der Enteignungskampagne vom März 1972. Oral-History-Interviews im Industriemuseum von 1992
Im damaligen Stadtgebiet sind 250 Familienunternehmen, darunter 11 PGH (Produktionsgenossenschaften des Handels) liquidiert und als VEB (Volkseigene Betriebe) unter staatlicher Lenkung fortgeführt worden. Investitionen in diese Betriebe waren sehr selten, was gravierende Folgen für die Zeit der Reprivatisierung hatte.
Grundlage des Abends sind Interviews aus dem Projekt Oral History, welches von 1992 bis 1999 durchgeführt wurde und im Industriemuseum archiviert ist. Es enthält über 50 Tonaufnahmen von Zeitzeugen zur Wirtschaftsgeschichte der DDR. Darunter sind 10 Unternehmerfamilien, die 1972 eine Enteignung erfahren hatten und zum Teil als Direktoren wiedereingesetzt wurden.
In diesen Berichten der Zeitzeugen haben wir erfahren, dass die Enteignung 1972 kein biografischer Abschluss mit dem Thema Unternehmertum war, sondern ein Ringen um den Bestand des Betriebes und seiner Fachkompetenzen weiterging. Ab 1990 hatte diese Geschichte spezifische Folgen für die Behandlung durch die Treuhand. Diesen Zusammenhang wollen wir beleuchten.