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Das Gebäude der Technischen Sammlungen Dresden wurde vor 100 Jahren für die Erweiterung der Produktion von Kameras und Kinoprojektoren der Ernemann-Werke AG errichtet. Im Kontrast zu den wirtschaftlichen und politischen Krisen der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg setzte der Firmengründer Heinrich Ernemann auf die Fortsetzung des Booms in der Foto- und Kinoindustrie. Trotz Hyperinflation, Ruhrbesetzung, Materialknappheit und zunehmender Gewaltexzesse in der politischen Auseinandersetzung gelang es, den bereits vor mehr als einem Jahrzehnt von den Dresdner Architekten Emil Högg und Richard Müller im Stil der modernen Industriearchitektur geplanten Fabrikbau aus Stahlbeton und Glas mit einem markanten 48 Meter hohen Turmbau im Jahr 1923 fertig zu stellen.
Am Anfang der Planungen von Heinrich Ernemann und seinen Architekten für den Fabrikneubau stand der Wunsch, ein Gebäude zu schaffen, das den neuesten Anforderungen und Möglichkeiten der Industriearchitektur gerecht würde und zugleich als Landmarke im Dresdner Stadtbild und als Werbemarke auf Verpackungen, Anzeigen und Katalogen die Ideen von Modernität und technischem Fortschritt mit den Produkten des Unternehmens zu assoziieren. Die Geschichte des Ernemannbaus wurde bald jedoch auch zu einem Spiegelbild der Krisen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Nicht einmal ein Viertel der ursprünglichen Baupläne konnte überhaupt realisiert werden. Der Rest ging in Wirtschaftskrisen, Kriegs- und Nachkriegsjahren und den Mangelerscheinungen der sozialistischen Planwirtschaft unter.
An 19 dezentralen Ausstellungsstationen öffnen sich für die Besucher:innen Zeitfenster in die Geschichte des Gebäudes und der Produktion von Kameras und Projektoren der Unternehmen Ernemann, Zeiss Ikon und Pentacon. Erstmals seit drei Jahrzehnten wird – nach erfolgter Restaurierung - das Pentacon-Relief des Dresdner Bildhauers Vinzenz Wanitschke gezeigt. Das 1976 im Außenbereich des Werks installierte Idealbild eines Industriebetriebs in der DDR versammelt Darstellungen eines Fließbands und eines Labors, von betrieblichen Freizeitaktivitäten und sogar vom Einsatz einer Praktica-Kamera beim Weltraumflug von Sigmund Jähn.
Weitere Zeitfenster sind den früheren großen Montagesälen, der Lehrlingsausbildung, der Reklame für Ernemannkameras, einem Besuch des Königs von Afghanistan und der Ausbeutung von Zwangsarbeiterinnen während des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Die „Zeitfenster“ sind über zehn Etagen im Ernemannbau verteilt und künftig Teil der ständigen Ausstellung der Technischen Sammlungen.
Öffnungszeiten:
dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr
samstags, sonntags 10 bis 18 Uhr