Nach den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder zu Wochenbeginn steht nun fest: Dieses Jahr wird es keinen Striezelmarkt geben. „Auch wenn noch keine konkreten Beschlüsse gefällt wurden, bedeutet dies für uns, dass wir auf lokaler Ebene eine sehr schwere Entscheidung treffen müssen“, sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „Da keine Lockerungen der Corona-Verordnungen absehbar sind – ganz im Gegenteil – und frühestens kommende Woche mit einem neuen Fahrplan zu rechnen ist, haben wir keine realistische Option mehr, den Striezelmarkt durchzuführen. Ich bedaure dies sehr, sehe aber, dass der Teil-Lockdown bisher nicht die Wirkung erzielt hat, die wir uns für die Adventszeit gewünscht haben. Das Infektionsgeschehen in Dresden, aber auch gerade in den umliegenden Landkreisen lässt keine andere Entscheidung zu.“
Warum kann die Stadtverwaltung nicht länger warten, falls sich die Situation doch verbessern sollte?
„Wir wollen unsere Partner nicht weiter im Unklaren lassen. Viele Händler haben mit uns gemeinsam gehofft und uns unterstützt, dass wir einen Striezelmarkt durchführen. Aber genau wie wir, müssen die Händler planen, Ware einkaufen und Personal binden. Die Risiken werden jetzt für alle viel zu groß“, sagt Dr. Robert Franke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. „Um überhaupt noch in der ersten Dezemberwoche mit dem Markt zu starten, hätte aufgrund der Aufbauzeiten diese Woche eine Entscheidung gefällt werden müssen.“
Warum kann es keinen „Striezelmarkt-Light“ geben, z. B. ohne Glühweinstände?
„Das Corona-Geschehen ist immer noch sehr dynamisch“, so Hilbert. „Es deutet sich an, dass Bund und Freistaat die bestehenden Verordnungen weiterführen oder sogar verschärfen. Unter diesen Voraussetzungen wollen wir keine unnötigen Orte schaffen, an denen sich das Virus verbreiten könnte.“
Warum hat die Stadt so lange mit der Absage gewartet?
„Natürlich wird es jetzt einige selbsternannte Experten geben, die uns vorwerfen, wir hätten schon längst absagen sollen. Ich finde dies allerdings zu kurz gedacht und der Sache nicht angemessen“, so Dresdens Oberbürgermeister. „Wir haben im Vorfeld ein gutes Konzept entwickelt, um die Gesundheit der Marktbesucher bestmöglich zu schützen. Der Striezelmarkt als ältester deutscher Weihnachtsmarkt hat eine so lange Tradition und einen so hohen Stellenwert in der Stadtgesellschaft, dass es richtig war, bis zum letztmöglichen Zeitpunkt darum zu kämpfen. Es geht dabei ja nicht alleine um einen Markt und um Konsum, es geht um die Idee der Vorfreude auf Weihnachten, um Lichter in einer dunklen Jahreszeit und strahlende Augen von großen und kleinen Kindern.“
Welche Kosten entstehen der Stadt?
„Um die Chance auf einen Striezelmarkt überhaupt und so lange wie möglich zu bewahren, sind natürlich auch Kosten entstanden“, sagt Amtsleiter Franke. „Dazu gehört die Planung für die Erweiterung ans Terrassenufer mit den notwendigen Hygiene-, Verkehrs und Sicherheitskonzepten. Um die Kostenrisiken zu minimieren, wurde bis auf die Dekoration kein Aufbau begonnen. Eine genaue Aufschlüsselung wird jetzt erstellt.“
Was passiert mit den thematischen Weihnachtsmärkten?
Franke: „Wir haben die Konzessionsnehmer für die Märkte unter anderem auf dem Neumarkt, der Pager Straße und der Hauptstraße über die Entscheidung zum Striezelmarkt informiert und stehen im Austausch.“
Warum gibt es in der Stadt trotzdem einzelne Buden, die Weihnachtsartikel verkaufen?
Es besteht hier ein Unterschied zwischen den Flächen, die mit einer Marktsatzung geregelt sind und öffentlichen Flächen, die für Sondernutzungen vergeben werden. Hinzu kommen die privaten Flächen etwa im Bereich der Einkaufszentren. Hilbert: „Wir erhoffen uns hier von Bund und Freistaat eine einheitliche, für alle klar nachvollziehbare Regelung für den Dezember.“