Königstein/Sächsische Schweiz, 14. Mai 2024 (tpr) – Am Dienstag erhielt die Festung Königstein ein überaus wertvolles Geschenk: ein Gemälde des bedeutenden Dresdner Malers der deutschen Romantik Ernst Ferdinand Oehme (1797 – 1855). Dem Schüler Johan Christian Clausen Dahls und Zeitgenossen Caspar David Friedrichs gelang damals etwas Außergewöhnliches: Er malte innenliegende Gebäude der Festung Königstein. Seinerzeit war dies aus Gründen militärischer Geheimhaltung unmöglich – eigentlich. Bis heute ist es ein Rätsel, wie er es geschafft hat, auf dem Plateau der Bergfestung künstlerisch tätig werden zu dürfen. Ab Mitte Juni wird das um das Jahr 1830 geschaffene Bild mit dem Titel „Ansicht der großen Kaserne auf der Festung Königstein“ im Rahmen einer neuen Sonderausstellung auf der Festung zu sehen sein.
„Das Gemälde ist eine substanzielle Bereicherung für die Kunstsammlung der Festung Königstein“, sagt Andrej Pawluschkow, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bergfestung. „Innenansichten der Festung aus dieser Zeit sind äußerst selten. Als Zeitdokument ist es zudem ein Gewinn für die Forschung: Es zeigt detailreich den damaligen Zustand der Alten Kaserne, aber auch das unter August dem Starken erbaute Neue Garnisonshaus, das es heute nicht mehr gibt.“
Unmilitärische Alltagsszene
Das etwa 22 mal 35 Zentimeter große Gemälde zeigt den östlichen Teil der Alten Kaserne, die heute als die älteste erhaltene Kaserne in Deutschland gilt. Der militärische Alltag ist auf dieser Darstellung weitgehend ausgeblendet: Nur ein Offizier schreitet bedächtig an der Kaserne entlang. In einer von Weinlaub umrankten Pergola sitzt eine strickende Dame in Biedermeiertracht. Den Vordergrund des Bildes dominiert ein sommerliches Gartenstück. Zur Zeit der Entstehung des Gemäldes löste sich Oehme zunehmend von seinem Vorbild Caspar David Friedrich und widmete sich einer realistischeren, weniger metaphorischen Landschaftsdarstellung.
Bild stammt aus „Sammlung Busche“
Bisher befand sich das auf Papier und Pappe gemalte Bild in Privatbesitz. Es stammt aus der Sammlung Fritz Busche aus Nordrhein-Westfalen. Fritz Busche (1890 – 1964) trug zwischen 1949 und 1964 bedeutende Werke der Malerei der Romantik und des Realismus zusammen. Die Schenkung veranlasste die Familie des Sammlers anlässlich seines 60. Todestages. Einziger Wunsch der Familie: Die Festung solle das Werk öffentlich zugänglich machen.
In Sonderschau ab 15. Juni zu sehen
Dieser Wunsch kommt gerade rechtzeitig, denn die Festung Königstein steht unmittelbar vor der Eröffnung einer Sonderausstellung mit Gemälden ebendieser Zeit. Am 15. Juni eröffnet „Entlang der Elbe – Das alte Sachsen in Gemälden aus der Sammlung Wolfgang Donath“. Die Schau präsentiert das Lebenswerk eines heimatverbundenen Sammlers aus hunderten Gemälden, bemalten Porzellanen, Uhren, Skulpturen und Möbeln. Hier wird auch das Bild Ernst Ferdinand Oehmes zu sehen sein.
Fotomotiv Gemäldeübergabe: Andrej Pawluschkow (kariertes Hemd), wissenschaftlicher Mitarbeiter der Festung Königstein und André Thieme, Geschäftsführer der Festung Königstein, nahmen heute von Christoph Großpietsch (Brille), einem Enkel des Sammlers Fritz Busche, das wertvolle Gemälde entgegen – Foto: Marko Förster/Festung Königstein gGmbH