Digitale Polizeiarbeit: Welche Möglichkeiten gibt es heute?

Dana -
@Adobe Stock, vectorass
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Wenn der Auftrag lautet, Verbrechen im Vorfeld zu unterbinden oder im Nachgang rasch und vollständig aufzuklären, wird sich wohl manches niemals ändern. So wird beispielsweise der Polizist des Jahres 2023 ebenso in besonders „aktiven“ Arealen durch Präsenzzeigen versuchen, die Kriminalität im Vorfeld zu unterbinden, wie es ein Volkspolizist 1963 getan hat – oder dessen Kollege 1903.

Auf anderen Gebieten hingegen steht die Zeit nicht so still. Das gilt insbesondere auf dem Gebiet der Digitalisierung. So, wie sie unser aller Leben einfacher macht, Aufgaben beschleunigt und bessere Antworten liefern kann, kann sie ebenso die Polizeiarbeit rundherum effektiver machen – längst nicht nur auf das Thema Cyber-Kriminalität bezogen. Doch welche Techniken und Anwendungen sind hierbei von besonderem Interesse? Einige davon stellen wir auf den folgenden Zeilen vor.

Künstliche Intelligenz

Das Thema KI mag zwar auf manche nur wirken, wie ein derzeitiger medialer Hype. Unbestritten sind die aktuellen Generationen der Technik jedoch extrem leistungsfähig geworden. Salopp formuliert: Was in der Lage ist, real wirkende Bilder zu generieren und plausible Geschichten zu erfinden, das ist technisch gesehen ebenso in der Lage, Polizeiarbeit in vielfacher Hinsicht zu unterstützen.

Zwar hat bereits ein kürzlich erfolgtes Bundesverfassungsgerichtsurteil der polizeilichen KI-Nutzung Schranken auferlegt. Doch selbst innerhalb davon kann künstliche Intelligenz sehr nützlich sein, etwa auf den folgenden Gebieten:

  • Automatisiert Posts im Internet auf auffälliges Verhalten untersuchen, dem vielleicht selbst- oder fremdschädigende Handlungen folgen könnten.

  • Analysieren von großen Datenmengen, um daraus relevante Informationen zu erhalten – beispielsweise bestimmte Begriffe in tausenden Minuten von abgefangenen Anrufen und Sprachnachrichten herauszufiltern.

  • Herausfinden von Mustern, die selbst erfahrenen menschlichen Analysten verborgen bleiben.

Zugegeben, gerade weil KI sehr rasch die Falschen treffen kann, ist ihr polizeilicher Einsatz ein rechtsstaatlich sehr „heißes Eisen“, das wohl noch viele Diskussionen nach sich ziehen wird. Aber was die theoretischen Möglichkeiten anbelangt, so sind diese enorm.

Onlinewache

Der Freistaat Sachsen hat eine – ebenso, wie es die restlichen 15 Bundesländer tun. Die Rede ist von der Onlinewache. Also die niedrigschwellige Möglichkeit, über das Netz Kontakte zur Polizei aufzunehmen.

Zwar soll dieses System nirgendwo den Notruf ersetzen. Dafür kann es gerade diesen jedoch stark entlasten. Denn die Onlinewache (häufig auch als Internetwache bezeichnet), dient explizit dazu, Verfehlungen unterschiedlicher Grade zur Anzeige zu bringen, die keinen Direktkontakt mit den Beamten und vor allem kein sekundenschnelles Handeln benötigen.

Diebstähle fallen ebenso darunter wie Beleidigungen, Betrügereien, Verunglimpfungen – das gesamte Strafmaß unterhalb von Kapitalverbrechen. Für Nutzer hat das den Vorteil, zeitunabhängig und ohne Notwendigkeit einer Fahrt zum Revier handeln zu können. Die Beamten hingegen bekommen durch die Eingabemasken besser strukturierte Daten und können sich diesen Anzeigen gezielter widmen – und haben dadurch ebenso mehr Freiräume, um zeitkritischere Arbeiten zu erledigen.

Innerbehördliche Vernetzungen

Die wenigsten Krimis zeigen es in realistischem Umfang, aber Polizeiarbeit besteht zu einem erheblichen Teil darin, einerseits jede Menge Daten zu erheben und andererseits, diese mit weiteren Stellen auszutauschen – seien es andere Polizeidienststellen, Staatsanwaltschaften oder sonstigen Behörden.

Gerade hier kann Digitaltechnik viel Arbeit erleichtern und die Fehleranfälligkeit ebenso verringern wie sie den Datenschutz erhöhen kann. Eine besonders erfolgreiche und leistungsfähige Lösung nennt sich VIS-Polizei. Eine digitale Plattform, auf der verschiedenste Akte und Vorgänge einheitlich bearbeitet und ohne Gefahr von Medienbrüchen getauscht werden können.

Das bedeutet für alle Beteiligten einen deutlich erleichterten Job – zuvor mussten unterschiedliche Vorgänge auf ebenso unterschiedlichen Plattformen bearbeitet werden, außerdem mangelte es vielfach an allgemeinverbindlichen Wegen für die Übertragung. Nebenbei ermöglicht dieses Werkzeug das wichtige Ziel, die Polizeiarbeit deutlich weniger papierabhängig zu machen.

IMSI-Catcher

Natürlich nutzen Kriminelle ebenso Mobiltelefone wie jeder andere – oft sogar sehr gezielt. Für die Polizei war das lange Zeit eine erhebliche Herausforderung, denn selbst wenn eine richterliche Überwachung angeordnet wurde, war es rein technisch oft schwierig, unbemerkt das auszulesen, was mit dem Handy übertragen wurde – und wo genau es sich befand.

IMSI-Catcher greifen dieses Problem an der Wurzel. Im Prinzip geben diese Geräte sich als starker Mobilfunkmast aus. Dadurch signalisieren sie allen Handys in Reichweite, sich damit zu verbinden – unbemerkt. Da jedes Handy die IMSI-Nummer seiner SIM und die IMEO seines Geräts überträgt, lassen sich dadurch konkrete Geräte identifizieren. Überdies kann der IMSI-Catcher Sicherheitseinstellungen des Handys unterlaufen, in dem er dem Gerät den Befehl gibt, unverschlüsselt zu kommunizieren.

Zwar kann der IMSI-Catcher keine Ende-zu-Ende-verschlüsselten Nachrichten wie beispielsweise via WhatsApp oder Signal entziffern und somit ein Mitlesen gestatten. Jenseits davon ist jedoch vieles möglich.

Es wird kaum verwundern, dass diese Technik ebenfalls vielkritisiert wird. Unter anderem, weil sie automatisch alle Handys in Reichweite dazu veranlasst, sich damit zu verbinden, wodurch deren Daten ebenfalls mutmaßlich durch den Catcher geschleust und mitgeschnitten werden. Zudem hegen viele Datenschützer die Befürchtung, die Geräte könnten unkontrolliert genutzt werden.

Für die Polizisten jedoch ist der IMSI-Catcher schlicht ein hochwillkommenes digitales Werkzeug. Es kommt beileibe nicht nur bei der Verbrechensbekämpfung zum Einsatz, sondern kann ebenso beim Auffinden von vermissten Personen hilfreich sein.

Zusammengefasst

Es liegt auf der Hand, dass die moderne Polizei schon deshalb digitale Techniken benötigt, um den zunehmend größer werdenden digitalen Anteil an Straftaten korrekt ansprechen zu können. Darüber hinaus wandelt sich jedoch ebenso die klassische Polizeiarbeit stark durch digitale Errungenschaften.

Vielleicht mögen solche Helfer nicht die Polizeiarbeit in ihren Grundfesten verändern. Sehr wohl können sie jedoch das klassische Handwerk deutlich besser machen und dadurch jeden einzelnen Polizisten leistungsfähiger – was schon allein in Zeiten des Fachkräftemangels, der die Beamtinnen und Beamten ebenso betrifft, sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise ist.