Mit rund 130 Berufsorchestern ist die Orchesterdichte in Deutschland so hoch wie in keinem anderen Land. Jedes deutsche Bundesland kann mit mehreren offiziell geführten Orchestern aufwarten. In Sachsen ist die Dichte laut Angaben der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) mit 3,9 Orchestern pro eine Million Einwohner am höchsten (Stand: 2018).
Bekannte Beispiele sind hier die Sächsische Staatskapelle Dresden, das Gewandhausorchester Leipzig und die Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz. Doch was macht die Musik aus, mit denen ein Orchester sein Publikum verzaubern kann?
Was wird hier gespielt? – Genres orchestraler Musik
Bei orchestraler Musik handelt es sich entgegen der häufigen Meinung nicht (mehr) hauptsächlich um klassische Stücke, wie man sie von namhaften Komponisten wie Mozart oder Beethoven kennt. Das hat sich im Laufe der Zeit deutlich gewandelt.
Natürlich gibt es immer noch klassische Konzerte, doch auch für andere Geschmäcker ist etwas zu finden. Von Marsch und Polka über Filmmusik bis hin zu orchestral vertonten Heavy-Metal-Stücken ist alles vertreten. Theaterstücke, Musicals und Operetten können ebenfalls orchestral begleitet werden. Ebenso vielfältig ist das Publikum: Je nach Konzert und Genre setzt es sich aus unterschiedlichen Altersgruppen zusammen.
Diese neueren Entwicklungen haben sich im 21. Jahrhundert aufgetan, auch wenn das klassische Orchester an sich noch nicht so alt ist. Erst im 16. Jahrhundert gab es erste Aufzeichnungen von fest zusammengestellten Musikergruppen, die für Festspielhäuser tätig waren.
Hauptsächlich Adlige und kirchliche Würdenträger konnten sich den Luxus eines Konzertes leisten. Trotz des festen Ensembles war es damals gang und gäbe, dass sich begabte Laien zu den Musikern dazugesellten.
Heute ist das undenkbar. Kein Hobby-Violinist würde sich mit seinem Instrument zu dem gut eingespielten Ensemble auf die Bühne wagen. Was aber macht den klassischen (oder eben auch nicht so klassischen) Klang eines Orchesters aus?
Mit Pauken und Trompeten – Daraus setzt sich ein Orchester zusammen
Für gewöhnlich lassen sich in einem traditionell aufgestellten Orchester auch klassische Instrumente finden. Das heißt: Keine elektronischen wie Keyboard oder E-Gitarre, dafür aber unter anderem Tasten-, Zupf- und Streichinstrumente, sowie Holz- und Blechblasinstrumente. Schlaginstrumente wie Pauken, Becken und Trommeln dürfen ebenfalls nicht fehlen.
Zweifellos gibt es auch Ausnahmen, in denen exotischere und neumodischere Musikinstrumente Verwendung finden wie eben zum Beispiel die E-Gitarre oder andere Saiteninstrumente wie die Sitar. Je nach Musikstück können zudem andere Instrumente wie das Xylophon eine Rolle spielen. Doch bleiben wir bei der klassischen Besetzung.
Tasten- und Streichinstrumente
Bei den Tasteninstrumenten handelt es sich um Flügel, Klavier oder Cembalo, während Streichinstrumente durch Violine oder Cello vertreten sind. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Flügel und einem Klavier? Zum einen sind sie anhand der Form zu unterscheiden, denn ein Flügel ist ausladend breit und steht auf drei Beinen, während ein Klavier aus einem kompakten, hohen Kasten besteht.
Diese beiden Formen sind auch auf die Art der Saitenspannung zurückzuführen, was den zweiten großen Unterschied ausmacht. Denn ein Flügel hat horizontal gespannte Saiten, weshalb er deutlich flacher und dafür breiter ist als ein Klavier, dessen Saiten vertikal im Klangkörper verlaufen.
Holz- und Blechblasinstrumente
Holz- und Blechblasinstrumente hingegen sind, wie der Name schon sagt, nicht nur mit den Händen zu bedienen, sie benötigen auch ein Mundstück und hineingeblasene Luft, um Töne zu erzeugen. Zu den Holzblasinstrumenten gehören zum Beispiel Oboe, Fagott und Klarinette, aber auch das Saxophon und die Querflöte, obwohl diese aus dünnem Metall bestehen.
Das liegt daran, dass mit der Einordnung in die Kategorie nicht das Material gemeint ist, sondern die Art, wie das Instrument Töne erzeugt.
Im Falle von Klarinette und Saxophon ist ein sogenanntes Rohrblatt aus Holz, das am Mundstück angebracht wird, für die Tonerzeugung zuständig. Wird Luft in das Mundstück geblasen, vibriert das Rohrblatt gegen das Mundstück und der Klang entsteht.
Bei Oboe und Fagott ist es ein Doppelrohrblatt – durch den Luftstrom gerät ein Paar gegenüberliegend angeordneter Rohrblätter ins Schwingen.
Bei Flöten trifft der Luftstrom (Luftblatt) auf die Anblaskante des Mundstücks. Somit geht die Luft abwechselnd in das Musikinstrument oder daran vorbei. Dieser Wechsel erfolgt sehr schnell und erzeugt dadurch Töne.
Blechblasinstrumente werden von Trompeten, Hörnern und Posaunen oder Tuben repräsentiert. Auch hier spielt das Mundstück die entscheidende Rolle für die Klangerzeugung. Doch anders als bei den Holzbläsern versetzt nicht etwa ein Rohrblatt die Luft in Schwingung, sondern die Lippen des Musikers vibrieren beim Anblasen und erzeugen dadurch Töne.
Die Anordnung der Instrumentengruppen
Neben der Zusammensetzung eines Orchesters ist auch die Anordnung der unterschiedlichen Musikinstrumente von Bedeutung für den Klang. Als allgemeine Faustregel gilt: Instrumente mit lautem Klang nach hinten, zarter und leiser klingende dagegen nach vorne.
Das bedeutet: Zarte Violinen und Bratschen befinden sich in der ersten Reihe, Holzbläser, das Horn und der Kontrabass in der zweiten. In der dritten Reihe finden sich die Blechblasinstrumente und ganz hinten die Rhythmusinstrumente wie Trommeln und Pauken. Diese traditionelle Aufteilung wird aufgrund der Klangzusammensetzung häufig so oder in ähnlicher Ausführung verwendet.
Noch fällt der Vorhang nicht – Was ist für ein Orchester sonst noch wichtig?
Nun braucht es neben Musikern und Instrumenten sowie der richtigen Anordnung aber auch noch jemanden, der das Orchester leitet und den Takt vorgibt: den Dirigenten.
Er gibt den einzelnen Instrumentengruppen ihren Einsatz und ist somit für ein gelungenes Zusammenspiel unerlässlich. Doch nicht nur Einsätze und Takt, sondern auch das Tempo und Lautstärke sowie jeweilige Veränderungen werden durch das Dirigat angezeigt. Deshalb muss der Dirigent den Überblick über das gesamte Musikstück behalten.
Die Pflege der Musikinstrumente
Allgemein ist auch die Pflege der Instrumente ein wichtiger Punkt, um die Funktionalität der teuren Stücke zu erhalten. Davon ist kaum ein Instrument ausgenommen. Besonders relevant ist es aber zum Beispiel bei zusammensetzbaren Instrumenten wie Oboe oder Klarinette.
Hier ist zum einen das Reinigen und das regelmäßige Ölen des Innenlebens erforderlich. Zum anderen ist das Einfetten der einzelnen Teile beziehungsweise ihrer mit Kork besetzten Übergangsstellen von Bedeutung, damit sich das Instrument leichtgängig wieder zusammensetzen lässt.
Daher ist es wichtig zu wissen, wie man dabei jeweils vorgehen muss. Ansonsten kann es beim Zusammenbau durch übermäßigen Druck auf die empfindliche Mechanik zu Beschädigungen kommen.
Doch auch ein aus dieser Sicht unscheinbares Instrument wie die Violine möchte gepflegt werden, damit sich ihre saitenstimmenden Wirbel gut drehen lassen und damit der Lack und die Saiten selbst in tadellosem Zustand bleiben.
Die Akustik
Abgesehen von den Menschen, die ein Orchester ausmachen, ist außerdem die Location von Bedeutung. Das beste Orchester mit den besten Instrumenten kann trotzdem unschön klingen, wenn die Akustik des Raums schlecht abgestimmt ist. Einen guten Konzertsaal zu konzipieren, ist allerdings eine kleine Kunst für sich.
Dabei muss nicht nur die Form des Saales, sondern auch die Anordnung der Bühnenstruktur beachtet werden. Hierbei gibt es zwei Hauptformen: Zum einen ein langer, rechteckiger Saal, an dessen Kopfende eine elliptische Bühne zu finden ist, davon ausgehend ist der Zuschauerraum angelegt. Zum anderen gibt es einen „weinberghaften“ Aufbau, bei dem auch die Bühne aus sich teilweise überlappenden Rängen besteht.
Zusätzlich zu der Form und Aufteilung der Bühne spielen auch die gewählten Baumaterialien eine klangliche Rolle und manche Konzertsäle lassen sich je nach Orchester- und Publikumsgröße sogar noch einmal anpassen. Hierzu werden beispielsweise versteckte, an den Konzertsaal angrenzende Räume entweder geöffnet oder geschlossen, sodass der Klang für jede Konzertgegebenheit verändert werden kann.
Zu einem gelungenen Konzert gehört also einiges mehr als gute Musiker und ihre Instrumente. Stimmen alle Komponenten, kann das Publikum einen hervorragenden Klang genießen, der – je nach Musikstück – zudem Emotionen transportiert.