Vom Zweitaktmotor zum Elektroantrieb: Die Evolution des VW- Werks Zwickau

Dana -
Bild von Leonhard Niederwimmer auf Pixabay
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Der Automobilstandort Zwickau blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück. Was einst als Produktionsstätte für den legendären Trabant begann, hat sich heute zu einem der modernsten Elektroauto-Werke Europas entwickelt. Die Transformation des VW-Werks Zwickau steht beispielhaft für den Wandel der gesamten Automobilindustrie und zeigt, wie traditionsreiche Industriestandorte zukunftsfähig gemacht werden können.

Von Horch bis zum Trabant: Die Anfänge

Die automobile Geschichte Zwickaus begann bereits 1904 mit der Gründung der Horch-Werke durch August Horch. Nach seinem Ausscheiden gründete er in derselben Stadt die Audi-Werke - der Beginn einer bemerkenswerten Industriegeschichte. In den späteren DDR-Jahren wurde das Werk zum Zentrum der Trabant-Produktion. Der legendäre "Trabi" mit seinem charakteristischen Zweitaktmotor prägte jahrzehntelang das Stadtbild der DDR. Bis 1991 liefen über drei Millionen Exemplare vom Band, die mit ihrer Duroplast-Karosserie und dem einfachen, aber robusten Konzept zu Kultfahrzeugen wurden.

Die Wende als Chance

Nach der Wiedervereinigung übernahm der Volkswagen-Konzern das Werk und investierte massiv in die Modernisierung. Die erste große Herausforderung war die Umstellung von der Trabant- auf die Golf- Produktion. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Standort zu einem wichtigen Produktionsstandort für mehrere VW-Modelle. Die Mitarbeiter mussten sich komplett neue Fertigungsmethoden aneignen - eine Herausforderung, die sie mit großem Engagement meisterten.

Der Sprung in die Elektromobilität

2018 fiel die wegweisende Entscheidung: Zwickau sollte zum ersten reinen E-Auto-Werk des Volkswagen-Konzerns in Europa werden. In einer beispiellosen Transformation investierte VW rund 1,2 Milliarden Euro in den Umbau. Die gesamte Produktion wurde während des laufenden Betriebs umgestellt - ein logistisches Meisterwerk. Heute rollen dort ausschließlich Elektrofahrzeuge vom Band - wie der CUPRA Born, der ID.3 und der ID.4, die auf dem modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) basieren. Die Fertigungstiefe ist dabei besonders hoch: Neben der Montage werden auch die Karosserien vor Ort gefertigt.

Bedeutung für die Region

Das Werk ist mit rund 8.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber Sachsens. Die Umstellung auf Elektromobilität sichert nicht nur bestehende Arbeitsplätze, sondern schafft auch neue Perspektiven. Durch intensive Schulungsprogramme wurden die Mitarbeiter für die neue Technologie qualifiziert - über 13.000 Trainingstage wurden dafür investiert. Im Jahr 2024 verließen rund 204.000 Fahrzeuge das Werk, das damit zu einem Eckpfeiler der europäischen E-Auto-Produktion geworden ist.

Zukunftsperspektiven

Die Transformation des Zwickauer Werks ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Elektromodelle sind in Planung, und die Produktionskapazität soll weiter steigen. Das Werk gilt konzernweit als Vorbild für die Umstellung auf nachhaltige Mobilität. Mit einer jährlichen Produktionskapazität von 330.000 Fahrzeugen ist es das größte E-Auto-Werk Europas.

Das VW-Werk Zwickau demonstriert eindrucksvoll, wie der Übergang von traditioneller Automobilproduktion zur Elektromobilität gelingen kann. Von der Wiege des ostdeutschen Automobilbaus hat sich der Standort zum Leuchtturmprojekt der deutschen E-Auto-Produktion entwickelt. Die Geschichte des Werks spiegelt damit auch den fundamentalen Wandel der Automobilindustrie wider und zeigt, wie Tradition und Innovation erfolgreich verbunden werden können.

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