Shoot or think. – Theatrale Invektiven in Künsten und Medien - online

06.05.2021 bis 08.05.2021 - Europäischen Zentrum der Künste HELLERAU in Dresden
Achtung - die hier dargestellte Veranstaltung liegt in der Vergangenheit!

Veranstaltungen heute, morgen, Wochenende

Schießen oder denken – in seiner Unvereinbarkeit scheint dieser Gegensatz das aktuelle Zeitgeschehen zu bestimmen: An die Stelle der rationalen Auseinandersetzung und Überzeugung ist die affektive Manipulation und Herabsetzung getreten. Denn Beleidigungen, Beschämungen und Kränkungen, so kontra-intuitiv das klingt, helfen uns dabei, uns mit anderen zu identifizieren und uns zugleich abzugrenzen. Das gilt aber nicht nur für den privaten Zusammenhang; auch ganze Gesellschaften und Kulturen werden über verschiedene Formen von Herabsetzung strukturiert. Die Forschung zur Invektivität widmet sich all den unterschiedlichen Phänomenen und Feldern der öffentlichen Herabsetzung, etwa in Kunst und Theater, im Rechtssystem, im Internet, in TV-Shows etc.

In den Performances, Lectures und Gesprächen der Tagung geht es aus wissenschaftlicher wie aus künstlerischer Perspektive um die invektiven Mechanismen, die an der Inszenierung von Selbstbehauptungen, Zugehörigkeiten und Gegnerschaften beteiligt sind, um die Frage nach Opfern und Tätern, und um die Rollen, die uns von der Gesellschaft zugewiesen oder verweigert werden – aber auch um die ästhetischen und medialen Rahmungen, die Publikumsfunktionen und Dispositive, die solche Inszenierungen von Invektivität bestimmen.

Rahmungen

Rahmen geben Positionen und Sichtweisen vor, sie setzen in Szene und machen Bilder. Sie ermöglichen nicht nur die Reflexion der jeweiligen Perspektiven und Bedeutungen, sondern auch der damit verbundenen Machtgefälle und Deutungshoheiten. Mit Kristin Marek (Professorin für Allgemeine Kunstgeschichte, HfBK Dresden) und Adam Czirak (Senior Lecturer am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Uni Wien).

Publika

Wie lassen sich die Positionen von Zuschauen und Handeln, von Publikum und Akteuren gegenseitig bestimmen, voneinander unterscheiden und aufeinander beziehen? Welche Blick- und Handlungsmacht geht mit dem asymmetrischen Verhältnis des Zuschauens jeweils einher? Mit Martin Jörg Schäfer (Professur für Neuere deutsche Literatur und Theaterforschung, Uni Hamburg) und Stefanie Wenner (Professorin für Angewandte Theaterwissenschaft und Produktionsdramaturgie, HfBK Dresden).

Dispositive

Auf der Bühne, ob von Theatern oder Staatsapparaten, ist das Risiko der Herabsetzung und der ungleichen Machtverteilung besonders hoch. Denn Bühnensituationen steigern die Sichtbarkeit, ergo Fallhöhe und Beschämbarkeit ihrer freiwilligen und unfreiwilligen Protagonisten. Mit Dirk Baecker (Professor für Kulturtheorie und Management, Uni Witten/Herdecke) und Sylvia Sasse (Professorin für Slavische Literaturwissenschaft, Uni Zürich).

Lesungen

Anhand zweier aktueller Romane geht es aus der Perspektive unterschiedlicher Generationen und ihrer politischen (Ost-)Erbschaften um Fragen nach den gesellschaftlichen und historischen Bedingungen von Selbstverständnis und Fremdenfeindlichkeit, von Lebenswegen und Seitenwechseln.

Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder (2020)
Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren und lebt in Berlin. Für zahlreiche seiner Bücher, wie „Simple Storys“ (1998) oder „Neue Leben“ (2005), wurde er ausgezeichnet, in diesem Jahr mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden.

Jackie Thomae: Brüder (2019)
Jackie Thomae, geboren 1972 in Halle, aufgewachsen in Leipzig und Berlin, arbeitet als Journalistin und Fernsehautorin. „Brüder“ ist ihr zweiter Roman, für den sie 2020 den Düsseldorfer Literaturpreis erhielt.

weitere Informationen unter www.hellerau.org/de/


Tickets
online kaufen
Hotel
in der Nähe buchen
Europäischen Zentrum der Künste HELLERAU
01109 Dresden Karl-Liebknecht-Str. 56