Festung Königstein: Ausstellung zum Jugendwerkhof noch wenige Tage geöffnet

Dana -
Blick in die Sonderausstellung „Jugendwerkhof Königstein 1949-1955“, Foto: THIEL Public Relations/Sebastian Thiel
Blick in die Sonderausstellung „Jugendwerkhof Königstein 1949-1955“, Foto: THIEL Public Relations/Sebastian Thiel

Königstein, 22. Oktober 2019 (tpr) – Die Sonderausstellung „Jugendwerkhof Königstein 1949-1955“, mit der die Bergfestung einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte in der frühen DDR leistet, geht bald zu Ende. Mit mehr als 78 000 Besuchern zählt sie schon jetzt zu den bedeutendsten Sonderschauen der letzten Jahre. Noch bis zum 3. November ist die Ausstellung geöffnet

„Das große öffentliche Interesse und die intensive Auseinandersetzung unserer Besucher mit den Inhalten der Ausstellung zeigen uns, wie aktuell das Thema ist“, sagt Maria Pretzschner, Kuratorin der Ausstellung und Museumspädagogin der Festung Königstein gGmbH. „Es erstaunt und bewegt die Menschen. Manche kennen die Situation im Jugendwerkhof Torgau. Der Werkhof Königstein ist damit jedoch nicht zu vergleichen. Dass es hier auch Zeitzeugen gibt, die positiv über ihre Erlebnisse berichten, hat viele Besucher überrascht.“

Der 1949 eröffnete Jugendwerkhof Königstein war eines der ersten Spezialheime der Jugendhilfe der DDR. Anders als im 1964 eingerichteten Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau, in dem menschenunwürdige Bedingungen herrschten, verfolgte man auf dem Königstein zunächst das Ziel, jungen Menschen einen geregelten Alltag und eine berufliche Perspektive zu geben. Erst später entwickelte sich der Werkhof Königstein zu einem Ort sozialistischer Erziehung.

Vorreiter in der Aufarbeitung

Die Bergfestung gehört bundesweit zu den ersten Einrichtungen, die ihre Vergangenheit als Jugendwerkhof in einer Ausstellung zum Thema gemacht haben. Bekannt war über den kurzen Abschnitt in der etwa 800-jährigen Geschichte des Königsteins bisher nur wenig. Eine intensive Forschungsarbeit und ausführliche Gespräche mit Zeitzeugen, darunter Insassen, Erzieher und deren Angehörige, brachten neue und wertvolle Informationen.

Mit ihrem Engagement konnte die Festung anderen Institutionen, in denen ein Jugendwerkhof bestanden hat, Anstoß für die Aufarbeitung der eigenen Geschichte geben. „Vertreter verschiedener Einrichtungen waren hier vor Ort und zeigten sich von unserer wissenschaftlichen Arbeit und der Präsentation der Ergebnisse beeindruckt“, so die Kuratorin.

Ausstellung zeigt Leben der Insassen

Mit atmosphärischen Installationen, Objekten, Fotos, Video- und Hörstationen sowie Dokumenten gibt die Sonderausstellung „Jugendwerkhof Königstein 1949-1955“ eine Vorstellung vom Leben der Jugendlichen damals auf dem Königstein. In zwei Räumen informiert die Schau einerseits über die prekäre Situation der Kinder und Jugendlichen im zerstörten Nachkriegsdeutschland und andererseits über den Lösungsansatz der DDR-Führung mit dem Konzept „Jugendwerkhof“. Man erfährt von den Anfängen der Einrichtung auf dem Königstein, von der Kollektiverziehung in den 1950er Jahren und von den Hintergründen, die zur Auflösung des Werkhofs nach noch nicht einmal sechs Jahren geführt haben. Zu den Höhepunkten zählen aufwendig zusammengetragene Zeitzeugenberichte, die an Video- und Hörstationen abrufbar sind. Außerhalb der Ausstellung wird an acht verschiedenen Orten auf dem Festungsplateau an den Jugendwerkhof, seine Insassen und Erzieher erinnert.

„Jugendwerkhof Königstein 1949-1955“ ist noch bis zum 3. November täglich von 10 bis 18 Uhr (ab 1. November von 9 bis 17 Uhr) geöffnet und auf Deutsch, Englisch und Tschechisch erlebbar. Der Eintritt ist im regulären Festungseintritt enthalten. Eine Begleitbroschüre ist für drei Euro im Museumsshop und im Informationsbüro der Festung Königstein erhältlich. 

www.festung-koenigstein.de

Quelle: Festung Königstein gGmbH