Rückblick 31. Karl-May-Festtage Radebeul

Dana -
NuVassie Blacksmith vom Stamm der Oglala Lakota / Foto: Millauer
NuVassie Blacksmith vom Stamm der Oglala Lakota / Foto: Millauer

Ein Wochenende, wie Karl May es sich nicht schöner hätte erträumen können, wurde vom 10. bis 12. Mai im Lößnitzgrund gefeiert. White Mountain Apachen aus Arizona, Oglala Lakota aus South Dakota, Menominee und Navajo ließen gemeinsam mit ca. 30.000 Besuchern „Karl Mays Traum“ wahrwerden.

„Star“gast an diesem Wildwestwochenende war die Sonne. Selbst das Wetter war ein Traum und bescherte den 31. Karl-May-Festtagen beste Voraussetzungen für open air Theater der Landesbühnen Sachsen, durchtanzte Nächte in der Westernstadt und zahllose Kinderfüße, die im Lößnitz River dem Goldrausch verfielen.

Freiberger Countrynacht gab den Auftakt ins Wochenende

Schon am Eröffnungsfreitag zur Freiberger Countrynacht feierten Tausende Country- und Westernfans in Little Tombstone den Auftakt in ein Wochenende der Auszeit vom Alltag. So verwandelte sich der Lößnitzgrund mit authentisch gestalteten Kulissen gemeinsam mit den oft stilecht gekleideten Besuchern zu einer fantasievollen Parallelwelt, die ihren Ursprung in Karl Mays Vorstellungskraft hat. Die ausgelassene Stimmung erreichte den Siedepunkt, als sich die „Western Girls“ von der Bühne über die Tische und Bänke bis in die Herzen der Besucher sangen und musizierten. Die Eastside Linedancer tanzten gemeinsam mit Besuchern den Tanzboden durch. Währenddessen schallte aus dem Saloon „Whiskey! Wiskey! Whiskey!“, als die Fünf Patronenhülsen zuverlässig für spektakuläre Partystimmung bis in die Morgenstunden sorgten.

Gäste aus Nordamerika faszinierten mit ihren außergewöhnlichen Bemalungen

Die Gäste aus Nordamerika - eine Gruppe aus zehn White Mountain Apache, NuVassie Blacksmith vom Stamm der Oglala Lakota und Wade Fernandez von der Menominee Nation – teilten die Freude der Besucher und integrierten sie in ihre Tänze. Die Crown Dancer der „Dishchii’bikoh Apache Group“ faszinierten mit ihren außergewöhnlichen Bemalungen, kunstvoll gestalteten Kronen und magischen Tänzen zu hypnotischen Gesängen und Trommeln. Für die Apachen war es der erste Besuch in Deutschland und für die meisten von ihnen die erste Auslandsreise überhaupt. Konfrontiert mit so vielen Deutschen in indianisch anmutender Verkleidung zeigten sie sich glücklicherweise nicht nur entspannt, sondern vor allem amüsiert.

Zweite Auflage der Gesprächsrunde zum Thema der kulturellen Aneignung

Gegenseitiger Respekt und Rücksicht auf die Werte anderer Völker sind wesentlicher Teil der Friedensbotschaft Karl Mays. Um dem Rechnung zu tragen wurde im letzten Jahr erstmals die Gesprächsrunde am Samstagabend in der Kleinen Feder zum Diskussionsforum für das hierzulande heiß diskutierte Thema der kulturellen Aneignung durch Nachahmung initiiert. Das rege Interesse ließ auch die zweite Auflage in diesem Jahr zu einer bereichernden Erfahrung werden. Jeder der eingeladenen indianischen Gäste nahm die Einladung zum Gespräch an und öffnete sich interessiert den Fragen der Besucher. Zur Überraschung aller bauten die Apachen während des Gesprächs kurzerhand einen der Feuerkörbe zum Herd um und brutzelten Teigfladen in heißem Öl zu duftendem Gebäck, das sie mit allen Gästen und Mitwirkenden im Anschluss teilten. So wurden Gespräche intensiviert und neue Freundschaften geschlossen.

Die von Besuchern wie Organisatoren schmerzlich vermissten Bahnüberfälle auf den Santa Fé – Express konnten zwar leider nicht wie gewohnt stattfinden – ruhig blieb es jedoch trotzdem nicht während der Zugfahrten. Locci - berühmt wie berüchtigt – nutzte die Lücke und weiterte seine charmant-raubeinige Umtriebigkeit aus von der Westernstadt zu den Abteilen der historischen Bahn. Wiederentdeckt wurde in diesem Jahr auch wieder Kara Ben Nemsis faszinierender Orient. Exotische Musik, Lieder, Tänze und Geschichten mit der Tanzgruppe "Orient-Trio" und dem Ensemble des Yenidze-Theaters Dresden zogen viele Besucher in orientalischen Welten.
Die Besucherdichte im Karl-May-Museum war nicht weniger hoch. Tänze der Indianistikszene, Gesprächen mit Karl May oder zahlreiche Angebote für Kinder boten ein attraktives Programm.

Abenteuerliches Quintett gewinnt den 31. Sternritt nach Radebeul

16 Jahre alt ist das Pferd Cordello. Auf dessen Rücken legte die 24jährige Sarah Pruß innerhalb von sieben Wochen ganze 555 km Kilometer zurück auf ihrem Weg von Marloffstein bei Erlangen bis nach Wahnsdorf ins Sternreitercamp. Sarah war dabei nicht allein, sondern in Begleitung eines Handpferds und zweier freilaufenden Ziegen. Dieses abenteuerliche Quintett gewann somit den 31. Sternritt nach Radebeul. Respekt zollten ihnen tausende begeisterte Schaulustige, die die Meißner Straße säumten. Auch Manuel Schöbel – Intendant der Landesbühnen Sachsen und Moderator der Großen Sternreiterparade – huldigte Sarah. Zur Titelmusik von Winnetou ritten Winnetou und Old Shatterhand ein und überreichten ihr den wohlverdienten Siegerpreis.

Eine Parade aus über 150 Reitern auf ihren frisch gestriegelten Rössern folgten ihr, nachdem die Eastside Linedancer über die Meißner Straße tanzten und die Westernvereine sich stolz präsentierten. Doch das rührendste Highlight fand gleich als erstes statt – zu den magischen Gesängen und Trommeln der White Mountain Apachen tanzten mitten auf der autofreien Meißner Straße Radebeuler Kinder im Kreis gemeinsam mit Oberbürgermeister Bert Wendsche, Manuel Schöbel und zum letzten Mal nach 31 Jahren – Helmut Raeder – der künstlerische Leiter der Feste Radebeuls, der mit kreativer Genialität, aber vor allem Herzblut, Hingabe und dem Blick fürs Detail in all den Jahren hundertausenden Menschen Glücksmomente verschaffte und ihnen ganz nebenbei kulturelle Bildung vermittelte. Das Kulturamt verspricht, seine Schöpfungen weiterhin mit Leben zu füllen, wachsen zu lassen und wie er selbst nur aufblühen und niemals alt werden zu lassen. Und so legt sich Dankbarkeit und Frieden über den Lößnitzgrund nach diesem Traum von einem Fest –.„Karl Mays Traum“.

Die Karl-May-Festtage finden jährlich am Wochenende nach Christi Himmelfahrt statt. Drei Tage lang verwandelt sich der Radebeuler Lößnitzgrund in eine abenteuerliche Wild-West-Landschaft wie in Karl Mays Geschichten. Die Festtage werden von der Stadt Radebeul organisiert und locken jedes Jahr etwa 30.000 Besucher an.

Quelle: Große Kreisstadt Radebeul - Kulturamt