Die psychosomatische Grundversorgung kann schon in der Hausarztpraxis stattfinden

Dana -
Bild von Max auf Pixabay
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Zahlreiche Menschen leiden viele Jahre lang an körperlichen Beschwerden, bis endlich der eigentliche Grund festgestellt werden kann.

Das liegt daran, weil es in den meisten Hausarztpraxen noch keine psychosomatische Grundversorgung gibt. Diese könnte Schätzungen zufolge etwa Beschwerden von 30 bis 50 Prozent aller Patienten helfen. Doch zunächst sollte geklärt werden, was psychosomatische Beschwerden eigentlich sind.

Psychosomatische Beschwerden sind schwer erkennbar

Patienten suchen ihren Hausarzt auf, weil sie körperliche Beschwerden haben. Dabei kann es sich um folgende Probleme handeln:

  • Gelenkschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Verdauungsprobleme
  • Schlafstörungen
  • Angstzustände
  • Schwindel
  • Übelkeit

Je nach Art der Beschwerde stellt der Hausarzt eine erste Diagnose. Oftmals findet dann auch schon eine Medikation statt. Entsteht dadurch keine Besserung, überweist der Hausarzt die betroffenen Patienten zu Fachärzten. Können diese auch nicht helfen, bleiben nur noch Spezialisten oder stationäre Einweisungen in Kliniken übrig.

Erst nachdem sämtliche körperlichen Ursachen ausgeschlossen werden können, erfolgt der Verdacht auf ein psychosomatisches Problem.

Wodurch entstehen psychosomatische Erkrankungen?

Es gibt zahlreiche Ursachen, die zu derartigen Erkrankungen führen können. Zu den häufigsten Verursachern gehören:

  • Chronischer Stress
  • Überforderung im Beruf
  • Probleme in der Familie
  • Diverse weitere Sorgen und Konflikte

Dass sich Stress auf den Körper auswirkt, hat wahrscheinlich schon jeder Mensch das eine oder andere Mal selbst erlebt. Beispielsweise kann jemandem vor einer Prüfung übel sein oder die betroffene Person schläft sehr unruhig. Nach der Prüfung sind die Probleme wieder verschwunden. Erleidet jemand dauerhaften Stress, können daraus ernsthafte körperliche Beeinträchtigungen entstehen. Eine Behandlung mit Schmerz- oder Schlafmitteln kann zwar die Symptome lindern, aber auf keinen Fall die Ursache bekämpfen. Deshalb kann es für viele Patienten hilfreich sein, wenn es in der Hausarztpraxis eine psychosomatische Grundversorgung gäbe. Aus dieser Quelle gehen weitere Erkenntnisse hervor.

So können psychosomatische Erkrankungen diagnostiziert werden

In der Regel sind für eine Diagnose zahlreiche und vor allem ausführliche Gespräche erforderlich. Es dauert immer sehr lange, bis ein Patient sich dahingehend öffnet und der Arzt überhaupt erkennen kann, in welchem Bereich der Patient gravierende Probleme hat. Falls ein Hausarzt die psychosomatische Grundversorgung anbietet, ist es vorteilhaft. Zum einen kennt er seine Patienten und weiß meistens auch, in welchen Verhältnissen und sozialen Umfeld sie leben.

Da der Patient seinen Hausarzt auch schon etwas länger kennt, fällt es ihm zumeist etwas leichter, über eigene Probleme in der Familie oder am Arbeitsplatz zu reden.

Warum bietet nicht jeder Hausarzt eine psychosomatische Grundversorgung an?

Durchschnittlich hat ein Hausarzt sechs Minuten Zeit, um sich über die Beschwerden seiner Patienten zu informieren. Diese kurze Zeitspanne reicht nicht aus, um psychosomatischen Problemen auf den Grund zu gehen. Nimmt der Arzt sich mehr Zeit, dann kann er diese nicht mit der Krankenkasse abrechnen. Es wäre für ihn daher sehr nachteilig.

Allerdings hat jeder Hausarzt oder auch jeder Facharzt die Möglichkeit, an einer Fortbildung teilzunehmen. Diese dauert etwa eine Woche. Dann erhält er ein Zertifikat, das den Arzt berechtigt, die psychosomatische Grundversorgung in seiner Praxis anzubieten. Die erbrachten Leistungen kann er dann auch im vollen Umfang mit den Krankenkassen abrechnen.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten stehen dem Hausarzt zur Verfügung

Im Bereich der psychosomatischen Grundversorgung sind insbesondere intensive Gespräche zwischen dem behandelnden Arzt und dem Patienten von Bedeutung. Dadurch erkennt der Arzt das eigentliche Problem. Für den Patienten ist es schon hilfreich, mit einer Vertrauensperson über Gefühle und Probleme reden zu können.

Des Weiteren kann der Arzt betroffene Patienten krankschreiben oder eine stationäre Rehabilitation vorschlagen. Neben einer medizinischen Rehabilitation können in einigen Fällen auch berufliche Rehabilitationen erforderlich werden.

Es gibt aber auch verschiedene ambulante Behandlungsmethoden bei psychosomatischen Erkrankungen. Dazu gehören unter anderem Entspannungsübungen. Dabei lernt der Patient, mit Stresssituationen besser umzugehen. Die Übungen zur Entspannung lassen sich im Idealfall sogar in den ganz normalen Alltag integrieren, ohne dass sie einen großen Aufwand erfordern. Damit ist vielen Patienten schon sehr geholfen. In einigen Fällen verabreicht der Arzt auch Medikamente, sofern diese zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation beitragen. Die Symptome der psychosomatischen Erkrankung behandelt der Hausarzt ohnehin schon. Patienten wird oftmals auch empfohlen, sich bei Selbsthilfegruppen einzuschreiben. Auch diese Maßnahme bringt Erfolg, weil sich dort betroffene Menschen zwanglos untereinander austauschen können.

Zusammenfassung

Bisher bieten nur sehr wenige Hausärzte eine psychosomatische Grundversorgung an. Diese ungünstige Situation wird sich jedoch bald ändern, weil es von vielen Stellen gefordert wird. Deshalb ist es interessierten Ärzten möglich, an Fortbildungen teilzunehmen.

Mit einem entsprechenden Zertifikat kann er seinen Patienten sehr viel besser helfen und die Behandlungen sogar mit der Krankenkasse abrechnen.