Lebensmittelabfälle in der Gastronomie: Das geht besser!

15.02.2023 Verbraucherzentrale Sachsen e. V.
Bild von Sharon Ang auf Pixabay
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Verbraucherzentralen prüfen Restaurants auf Angebot von kleineren Portionsgrößen und Restemitnahme

Rund 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in der Gastronomie im Müll. Könnten Restaurantgäste zwischen verschiedenen Portionsgrößen wählen oder übriggebliebenes Essen mitnehmen, müssten deutlich weniger Lebensmittel als Abfall entsorgt werden. Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt jedoch: Nur wenige Restaurants machen dieses Angebot gegen Lebensmittelverschwendung.

Die Ergebnisse des Marktchecks zeigen, dass Restaurants kleinere Portionen der Hauptgerichte nicht standardmäßig in ihren Speisekarten anbieten. Gäste haben oft nur die Wahl zwischen Vorspeisen und Hauptgerichten. Restaurants weisen ebenfalls zu selten auf die Möglichkeit zur Mitnahme von Übriggebliebenem hin, obwohl dies einen positiven Anreiz für Gäste schaffen und so Lebensmittelabfälle reduzieren könnte. Nur vier von 153 Restaurants arbeiten mit einem entsprechenden Hinweis in ihren Speisekarten.

„Wir finden, es geht noch besser. Die Gastronomie könnte einen deutlich größeren Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten“, so Dr. Birgit Brendel, Ernährungsreferentin bei der Verbraucherzentrale Sachsen.

Zu wenig Auswahl an kleinen Portionen bei Hauptgerichten

Nur jedes fünfte Restaurant im Marktcheck bietet seinen Gästen Hauptgerichte sowohl als normal große als auch als kleine Portion an. Als kleine Portion stehen den Gästen überwiegend Fleischgerichte zur Auswahl, oder solche, die sich gut verkleinern lassen wie ein halber Flammkuchen oder zwei statt drei Teigtaschen. In der Speisekarte kennzeichnen die Restaurants die Angebote meist mit verschiedenen Hervorhebungen oder sprachlichen Hinweisen wie „kleine Portion“ oder „als Petit“ direkt neben dem Namen oder Preis des Gerichts. In den meisten Fällen beziehen sich die Angebote nur auf einzelne, ausgewählte Gerichte und nicht auf das gesamte Speisenangebot.

Für bestimmte Personengruppen gibt es dagegen häufiger kleine Portionen beispielsweise „Kinder-“ oder „Seniorenteller“. So haben 73 Restaurants im Check ein spezielles Angebot für Kinder und zehn eines für Senioren. „Das Angebot kleinerer Portionen sollte allerdings nicht auf bestimmte Personengruppen beschränkt sein“, sagt Brendel. „Restaurants sollten es zum Standard machen, von allen Hauptgerichten eine kleine Portion anzubieten. So ermöglichen sie es ihren Gästen, entsprechend ihres individuellen Bedarfs zu wählen“, so die Ernährungsexpertin.

Nur sehr selten Hinweise zum Mitnehmen von Resten

Trotz positiver Beispiele – wie „Übrigens: Wenn du die Portionen mal nicht alleine schaffst, kein Problem. Wir packen dir den Rest gerne ein.“ – finden Gäste in Speisekarten nur in seltenen Fällen Hinweise auf die Möglichkeit, übriggebliebene Speisereste mitzunehmen. So wiesen nur vier der 153 untersuchten Restaurants darauf hin.

Dabei zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen, dass genau hier Anreize von Seiten der Restaurants sinnvoll sind. Die Hälfte der Befragten, die nur selten oder nie Reste mitnimmt, würde sich durch einen Hinweis zur Restemitnahme ermutigt fühlen. 25 Prozent von ihnen finden einen Hinweis in der Speisekarte selbst oder am Tisch hilfreich. „Wir müssen davon wegkommen, dass es als peinlich wahrgenommen wird, Übriggebliebenes aus dem Restaurant mitzunehmen, und es stattdessen als Wertschätzung des guten Essens verstehen“, apelliert Brendel. Dazu muss die Gastronomie ihren Beitrag leisten, indem sie ein solches Angebot flächendeckend anbietet und aktiv kommuniziert.

Hintergrund

In einem bundesweiten Marktcheck prüften die Verbraucherzentralen im Sommer 2022, ob Restaurants Gästen Hauptgerichte in unterschiedlichen Portionsgrößen anbieten und sie in der Speisekarte darauf hinweisen, dass Gäste übriggebliebene Speisen mit nach Hause nehmen können. Dazu untersuchten die Verbraucherzentralen bundesweit 153 Online-Speisekarten und Webseiten von Restaurants – darunter große überregionale Gastronomieketten und kleine inhabergeführte Gaststätten. Beide Maßnahmen gehen auf Empfehlungen des Dialogforums Außer-Haus-Verpflegung zurück, das anhand von Modellprojekten Handlungsempfehlungen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen für die Gastronomie aufgestellt hatte. Bisher sind die Maßnahmen für die Gastronomie freiwillig.

Zudem führte das Marktforschungsunternehmen Forsa im Auftrag der Verbraucherzentralen eine repräsentative Online-Befragung in deutschen Privathaushalten durch. Befragt wurden im August 2022 bundesweit 2.027 Internet-Nutzer*innen zu ihrer Einstellung zur Restemitnahme im Restaurant. Hier finden Interessierte den vollständigen Bericht zum durchgeführten Marktcheck sowie weiterführende Informationen.

Quelle: Verbraucherzentrale Sachsen e. V.