Über Sinn und Unsinn von Vergleichsportalen

Dana - Mittwoch, 2. Februar 2022 - 15:03 Uhr
Bild von Preis_King auf Pixabay
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„Wie vertrauenswürdig sind Vergleichsportale?“, fragt Johann von Ti in seinem Artikel und findet darauf keine einfache Antwort, sondern eher eine Herangehensweise und eine Abwägung, die all jene kennen sollten, die Vergleichsportale im Internet nutzen. Bei welchen Produkten sie gut funktionieren, welche Indizien dafür sprechen, dass es sich um Fake-Portale handeln könnte und was von den ersten Positionen im Ranking zu halten ist, verrät der folgende Beitrag.

Welche Produkte sollten im Vergleichsportal verglichen werden?

Idealerweise nutzen Verbraucher immer dann ein Vergleichsportal, wenn die Eigenrecherche und der manuelle Vergleich diverse Anbieter sehr viel Zeit kosten würde. Das ist zum Beispiel bei Kreditangeboten oder bei Versicherungen der Fall. Es würde jeden Einzelnen sehr viel Zeit kosten, um bei mehr als drei Kreditgebern und Versicherungsgesellschaften Angebote einzuholen – und diese dann auch auszuwerten. Sowohl das Einholen als auch die Auswertung nach den wichtigsten Kriterien übernimmt nämlich an dieser Stelle das Vergleichsportal. Zwei Beispiele:

  • Wer einen Kredit aufnimmt, um beispielsweise die Hochzeitsreise zu finanzieren, findet die wichtigsten Kaufkriterien (mehr oder weniger übersichtlich) im Vergleichsportal. Das heißt: Die monatliche Rate, der Effektivzins und die Auszahlungsbedingungen werden neben dem Namen der Bank benannt.

  • Wer eine Versicherung abschließen möchte, beispielsweise eine Hundehaftpflicht-Versicherung, sieht im Online-Vergleich die Monats- oder Jahresrate sowie die Versicherungssumme, die Höhe der Selbstbeteiligung und die Höhe der im Vertrag abgedeckten Mietsachschäden.

Kann dann der Vergleichssieger gewählt werden?

Nahezu „blind“ den Vergleichssieger zu wählen, wäre nun die schlechteste Idee. Farbig hinterlegte oder als „Anzeige“ gekennzeichnete Vergleichssieger haben für Rang 1 bezahlt und sollten am besten außer Acht gelassen werden – außer die Werte passen.

Stattdessen gilt es die persönlich wichtigsten Kriterien zu kennen, zu benennen und nach diesen den eigenen Vergleichssieger zu küren. Das könnte beispielsweise bedeuten, dass die rasche Rückzahlung des Geldes für die Hochzeitsreise ein entscheidendes Kriterium ist, um kreditfrei zu sein, wenn der Hausbau ansteht. Bei der Hundehaftpflicht-Versicherung könnte hingegen die Flexibilität des Vertrags wichtig sein. Die besten Versicherer bieten hier die Option, den Vertrag täglich zu kündigen.

Mit Blick auf diese individuell (!) wichtigsten Vergleichskriterien kann dann von den individuellen Top-1, -2 oder -3-Anbietern das schriftliche Angebot angefordert werden, das dann im Detail überprüft wird. Anbieter, die sich auf die Online-Abwicklung spezialisiert haben, händigen die Unterlagen per E-Mail oder Download aus. Geprüft werden müssen diese dennoch ebenso wie die klassische Papiervariante eines Vertrags, der mit Unterzeichnung rechtskräftig wird.

Bei welchen Vergleichen ist erhöhte Vorsicht geboten?

Produktvergleiche sind insofern eine Besonderheit, als dass dabei oft keine messbaren Werte verglichen werden – wie beispielsweise der Effektivzins – sondern das Produkt. Das kann die Schärfe eines Messers sein oder die Schärfe eines Gewürzes. Während die Messerschärfe noch mit Blick auf das Material des Messers und die Härte der Klinge erklärt werden kann, ist die Schärfe des Gewürzes auch zu einem Großteil Geschmackssache.

Tipp: Weist das Portal genau aus, woher die Bewertung stammt, unterstreicht das die Seriosität des Portals. So könnte im Messervergleich die Rockwell-Härte in HRC angegeben werden. Ist das der Fall, sollte ein Hinweis bei der Bewertung der Schärfe zu finden sein, dass die Härte in HRC hier der entscheidende Vergleichswert war, den der Hersteller selbst geliefert hat. Würde beispielsweise ein Chili-Würzer verglichen, könnte die Schärfe mit Verweis auf die Scoville-Skala angegeben werden. Auch wäre es denkbar, dass die Meinung der Koster in Summe im Vergleich dargestellt wird. Wichtig ist an dieser Stelle die Transparenz, damit derjenige, der den Vergleich liest, genau sieht, worauf die jeweilige Bewertung fußt.

Was macht ein seriöses Vergleichsportal aus?

Seriöse Vergleichsportale machen deutlich, warum sie zu welcher Art von Vergleichsergebnis kommen. Zudem ist das Vergleichsprozedere im besten Fall zertifiziert mit Blick auf die Abläufe, die zum Vergleichsergebnis führen. Das könnte zum Beispiel die ISO 9001-TÜV-Zertifizierung sein, die bestätigt, dass jeder Vergleich mehre Qualitätsprüfungen durchläuft, bevor der Vergleich Dritten zugänglich gemacht wird.

Schädigen Vergleichsportale den stationären Handel?

Diese Frage lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Das Vergleichsportal an sich tut sicherlich keinem Einzelhändler weh. Wenn das Vergleichsportal allerdings nicht nur dem Vergleich dient, sondern auch die Möglichkeit bietet, direkt online zu ordern, dann ist es spätestens bei der Online-Bestellung ein Geschäft, das dem Einzelhändler vor Ort durch die Lappen geht. Wer also ein Vergleichsportal rein zum Vergleich der Kaufkriterien nutzt, dann aber vor Ort kauft, stärkt den Einzelhandel vor Ort. In der Praxis berichten die Einzelhändler hingegen meist von einem genau umgekehrten Prozedere: Oft wird das Produkt im Laden begutachtet und dann online gekauft. Auf einen umgekehrten Weg möchte nun die Verbraucherzentrale Sachen e.V. unter dem Motto „Online informieren, offline gut essen“ hinweisen, das das Alternativprogramm zur eigentlich geplanten Grünen Woche darstellt.

Bild 1: Das Online-Shopping ist der direkte Weg vom Produkt nach Hause. Im Onlineshop wird ausgewählt; per Post wird geliefert. Vergleichsportale bieten einen anderen Zugang zum Produkt, dienen aber immer häufiger auch zum Shoppen.
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Bild 2: Dieser Vergleich ist simpel: Gemüse ist gesünder als Süßigkeiten. Doch wer ein Vergleichsportal konsultiert,
der braucht Unterstützung bei schwierigeren Fragestellungen und sollte dann auch transparente Informationen erhalten.
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