Seit Jahren sind Windows-Anwender dazu angehalten, die aktuelle Version des Betriebssystems zu nutzen und aus Sicherheitsgründen die monatlich erscheinenden Updates zu installieren. Neben dem Sicherheitsaspekt erhält man dadurch auch Zugriff auf neue Funktionen und Features. Aber dennoch kommt es immer noch vor, dass man nicht nur im privaten Bereich auf vermeintlich oder tatsächlich veraltete Windows-Versionen setzt. Die Gründe hierfür können vielfältig sein.
Kenntnisse in alten Windows-Versionen sind immer noch gefragt
Anfang diesen Jahres veröffentlichte die Deutsche Bahn AG eine seltsam anmutende Stellenanzeige, in der ein Systemadministrator mit speziellen Fachkenntnissen gesucht wurde. Es ging um die Unterstützung für "Bildschirm-Software" für Fahrzeug-Kontrollsysteme, die in Regional- und Hochgeschwindigkeitszügen eingesetzt werden. Interessant hierbei erschienen die geforderten Skills: Der Bewerber soll sich mit Windows 3.11 auskennen - eine Windows-Version aus dem Jahr 1993, für die es seitens Microsoft seit über 15 Jahren keinen Support mehr gibt. Die darauf basierende Windows-Version 3.1 wird gar seit 2001 nicht mehr aktualisiert. Zu den Tätigkeiten gehören die Installation von Treiber-Updates und die Wartung des alten Systems. Des Weiteren sollte man über Kenntnisse von MS-DOS und Windows for Workgroups verfügen.
Hier zeigt sich, dass in Embedded Systems wie zum Beispiel Ticket- oder Geldautomaten ältere Betriebssysteme nach wie vor gute Dienste tun und ihren Zweck erfüllen. Auch ist es möglich, dass eine spezielle Software auf neuen Windows-Versionen nicht lauffähig ist und aus diesem Grund an Windows 3.11, Windows 95 oder Windows XP bis zum heutigen Tag festgehalten wird. Lizenzen für Windows 8 Pro werden bis auf den heutigen Tag günstig zum Kauf angeboten, obwohl der grundlegende Support seitens Microsoft bereits Anfang 2018 eingestellt wurde.
Ältere Spiele, die auf neuen Windows-Versionen nicht mehr lauffähig sind
So manch ein Gamer, der aus nostalgischen Gründen an Spiele-Klassikern festhält, möchte genau aus diesem Grund nicht auf eine aktuelle Windows-Version upgraden. Zwar gibt es in Windows 10 einen Kompatibilitätsmodus, der einer zu startenden Software ein Windows Vista oder Windows 7 vorgaukelt, was aber häufig beispielsweise an Grafik-Inkompatibilitäten scheitert. Und wer noch alte MS-DOS-Spiele sein Eigen nennt, wird mit der MS-DOS-Eingabeaufforderung nicht vorankommen, weil benötigte direkte Zugriffe auf Hardware (Speicher, Grafik usw.) verweigert werden.
Peripherie-Geräte, für die es keine Treiber-Updates mehr gibt
Embedded Systems, die den Einsatz von Windows 3.x auch heute noch rechtfertigen, wurden bereits angesprochen. In der Industrie gibt es aber auch nach wie vor in Betrieb befindliche externe Geräte (beispielsweise Mess-, Steuer- und Regeleinheiten), für die insbesondere für 64-Bit-Systeme ab Windows 7 von den Herstellern keine Gerätetreiber mehr angeboten werden - von alten 16-Bit-Anwendungen ganz zu schweigen. So bleibt der jeweiligen Unternehmensabteilung nichts anderes übrig, als an einer alten Windows-Version festzuhalten, die es ermöglicht, spezielle Peripheriegeräte weiterhin betreiben zu können.
Einsparen von Lizenzkosten
Die Kosten der Lizenzen für Windows-Upgrades können insbesondere für Unternehmen mit vielen PC-Arbeitsplätzen erheblich sein. Dies lässt manchen IT-Verantwortlichen davon absehen, auf aktuelle Windows-Versionen umzusteigen. Hinzu kommt, dass neue Windows-Versionen mehr Hardware-Ressourcen erfordern (Arbeitsspeicher, CPU-Leistung, Laufwerke), sodass bei der Umstellung zum Beispiel auf Windows 11 die Anschaffung von neuen Rechnern erforderlich wäre.
Kostenfaktor Personalschulungen
Mit der Einführung einer aktuellen Windows-Version gehen häufig Anwenderschulungen einher. Gerade in größeren Unternehmen ist dies mit Arbeitsausfall des Personals während der Schulung und natürlich auch mit Kosten der Schulungen selbst verbunden. Dies scheuen viele Unternehmen und verbleiben deshalb bei älteren Windows-Versionen. Hinzu kommt, dass viele Anwender und auch IT-Mitarbeiter an die Bedienung und die Administration älterer Systeme gewöhnt sind, was ebenfalls den Schulungsaufwand auf ein Minimum reduziert. Manche alten Windows-Systeme (vor allem Windows XP und Windows 7) haben sich über die Jahre als sehr stabil erwiesen und sich deshalb in vielen Einsatzbereichen bewährt.
Support für Windows 10 läuft im Oktober 2025 aus
Microsoft hat angekündigt, dass Windows 10 im Oktober 2025 letztmalig ein Update erhält und danach der Support eingestellt wird. Unternehmen erhalten, wie es auch bei früheren Windows-Versionen üblich war, einen verlängerten Support, damit den IT-Fachabteilungen genügend Zeit bleibt, ihre Systeme auf Windows 11 umzustellen. Hier gibt es ein spezielles Wartungsmodell namens LTSC - dies steht für Long Term Service Channel. Für die LTSC-Enterprise-Versionen gelten Support-Phasen von zehn Jahren. Derzeit gibt Microsoft das Support-Ende für die LTSC-Versionen für Januar 2027 an.
Fazit: Ist es ein Sicherheitsrisiko, mit veralteten Windows-Versionen zu arbeiten?
In cyberkriminellen Kreisen ist es jedes Mal ein Freudenfest, wenn ein Rechner im Netz gefunden wird, der die bekannten Sicherheitslücken durch fehlende Sicherheitsupdates aufweist. Andererseits gibt es Windows-Rechner mit einem sehr alten Betriebssystem, bei denen es aufgrund der zu geringen Anzahl zum Beispiel von Windows-3.11-PCs kaum noch Sinn ergibt, sich auf diese Rechner als Angriffsziel zu spezialisieren. Isolierte Rechner, die weder am Intranet noch am Internet angeschlossen sind, sind kaum der Gefahr von Hackerangriffen ausgesetzt, da hier ein physischer Zugriff auf den PC notwendig wäre. Von daher spricht nichts dagegen, für spezielle Anwendungen weiterhin Windows 7, Windows XP oder ein MS-DOS-basiertes Windows 3.x einzusetzen.